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Eiszeit: Eisberge vor Florida

Gelangten einst Eisberge bis vor die Küste Floridas? Kratzspuren am Boden deuten diese lange Reise an.
Antarktis

Während der letzten Eiszeit brachen vom Laurentidischen Eisschild, das damals weite Teile Kanadas und des Nordostens der USA bedeckte, riesige Eisberge ab. Sie drifteten anschließend sehr viel weiter nach Süden, als dies heute der Fall ist, und verendeten teilweise erst vor der Südspitze Floridas. Das belegen Kratzspuren am Meeresboden, die Geowissenschaftler um Alan Condron von der University of Massachusetts in Amherst entdeckt haben: Insgesamt wiesen sie mit Hilfe bathymetrischer Daten und Bilder rund 400 derartige Narben am Grund vor der nordamerikanischen Küste zwischen Cape Hatteras und Florida nach, die durch mindestens 300 Meter hohe Eisberge verursacht wurden – derart große Eisberge findet man heute im Nordatlantik nur noch rund um Grönland.

Kratzspuren am Meeresboden | Nur etwa ein Zehntel eines Eisbergs schwimmt oberhalb der Wasserlinie, der Rest verbirgt sich unter Wasser – und kann bis zum Grund reichen. Dort hinterlassen riesenhafte Brocken dann sogar typische linienhafte Kratzspuren, die in der Tiefsee bis heute nachweisbar sind, wie diese bathymetrische Aufnahme vor der Küste von South Carolina belegt.

Als der Eisschild gegen Ende der letzten Eiszeit schließlich zerfiel, legten die Giganten teilweise mehr als 5000 Kilometer zurück, bis sie am Einlass zur Karibik endgültig schmolzen: Auch wenn die Durchschnittstemperaturen damals niedriger lagen als heute, stellt dies trotzdem eine beachtliche Reise dar. Heute driften die wenigsten Eisberge bis in die Subtropen, und sie stammen dann vorwiegend aus der Antarktis. Der Ursprung der Floridaeisberge lag dagegen zumeist im Gebiet der heutigen Hudson Bay, aus der sie mit enormen Süßwasserfluten herausgespült wurden, so die Forscher weiter. Diese Ströme stammten aus dem Landesinneren, wo das Eis mit der Klimaerwärmung schmolz. Von Zeit zu Zeit brach das Schmelzwasser aus, floss zum Meer und riss die Eisberge mit in den offenen Atlantik. Laut den Modellierungen von Condron und Co war die Wucht dieser Gletscherläufe so gewaltig, dass das Schmelzwasservolumen zeitweilig den Golfstrom vor der amerikanischen Südostküste überlagerte: Er verläuft hier ein Stück parallel zur Küste, bevor er nach Nordosten Richtung Europa abbiegt. Im Gefolge des Kaltwassereinbruchs aus Norden, dessen Temperaturen nur wenige Grad über dem Gefrierpunkt lagen, trieben die Eisberge weiter nach Süden. Diese Vorstöße waren allerdings immer nur kurzlebig und dauerten jeweils nicht länger als ein Jahr.

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