Neurologische Erkrankung: Eisen im Hirn informiert über Demenzgefahr
Ein hoher Spiegel des Eisenspeichermoleküls Ferritin im Hirn scheint mit nachlassenden Denkleistungen und steigender Gefahr einer Alzheimerdemenz zusammenzuhängen. Vielleicht hilft diese neue Erkenntnis in Zukunft, das Entstehen einer Demenzerkrankung zumindest besser vorhersehen zu können, hoffen Forscher. Im Idealfall möchten sie dann ein Mittel finden, mit dem die Eisenmenge reguliert und eine Verschlimmerung der Symptome verhindert werden kann.
Dass die Menge von Eisen im Gehirn von Alzheimerpatienten erhöht ist, war von Medizinern bereits bemerkt worden. Man hatte allerdings vermutet, dass dies eher Folge als Ursache der Krankheit ist. Die jetzt ausgewerteten Daten der Langzeitstudie "Alzheimer’s Disease Neuroimaging Initiative (ADNI)" mit 302 über einige Zeit hinweg beobachteten Patienten zeichnet allerdings ein anderes Bild: Offensichtlich verschlimmerte sich die Demenz bei zunächst nur leicht betroffenen Menschen umso schneller und drastischer, je mehr Ferritin zu Beginn der Studie in ihrer Hirnflüssigkeit nachweisbar war. Zudem ging ein erhöhter Eisenspeicherwert nicht nur bei leicht und schwer dementen Personen, sondern sogar bei augenscheinlich gesunden Menschen mit einer verringerten kognitiven Leistungsfähigkeit einher.
Dies könnte mit einer Nebenwirkung von Ferritin zusammenhängen, spekulieren die Forscher: Die Ferritinmenge ist stets gemeinsam mit dem Biomarker Apolipoprotein E erhöht, einem Eiweiß, das eine wichtige Rolle im Fettstoffwechsel spielt. Es kommt im Menschen in verschiedenen Varianten vor, die auf leichte Unterschiede im Apolipoprotein-E-Gen zurückzuführen sind. Dabei sind Menschen mit der Genvariante ApoE4 besonders gefährdet, an Alzheimerdemenz zu erkranken – je häufiger die ApoE4-Proteine, desto höher das Alzheimerrisiko.
Die Forscher vermuten nun, dass die schädliche ApoE4-Variante auf eine noch nicht aufgeklärte Weise den Ferritin- und Eisenüberschuss verursacht – und dass das in höheren Mengen toxische, reaktionsfreudige Eisen dann zum Beispiel über einen erhöhten chronischen Zellstress negative Auswirkungen nach sich zieht. Das würde auch einen fast vergessenen Anfangserfolg erklären: Vor gut zwei Jahrzehnten hatten Forscher Erfolge damit gehabt, den Eisenspiegel von Demenzkranken durch ein Medikament zu senken. Der Ansatz war dann nie ernsthaft weiter verfolgt worden – was sich im Licht der neuen Erkenntnisse nun ändern mag. Tatsächlich sind schon Medikamente gegen hohe Eisenspiegel zugelassen; dies könnte weitere Tests erleichtern.
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