Grönland: Eisschmelze entspricht schlimmsten IPCC-Szenario
Etwa 3,8 Billionen Tonnen Eis hat Grönland seit 1992 durch den Klimawandel verloren – die Geschwindigkeit der Schmelze entspricht den Vorhersagen des IPCC für ein Szenario mit sehr hohen Treibhausgasemissionen. Zu diesem Schluss kommt das Projekt IMBIE (ice sheet mass balance inter-comparison exercise), das Massenbilanzen der globalen Eiskappen berechnet, in einem Bericht in »Nature«. Bisher habe Grönland damit 1,06 Zentimeter zum Anstieg des globalen Meeresspiegels beigetragen. Allerdings teilt sich der Untersuchungszeitraum deutlich in zwei Zeitabschnitte: Seit 2013 verliert Grönland weniger Eis als in dem Zeitraum zuvor, weil großräumige Wettermuster auf der Nordhalbkugel kühlere Bedingungen auf der Insel begünstigen. Insgesamt sieht die Lage zumindest etwas freundlicher aus als noch bei der letzten IMBIE-Bilanz im Jahr 2012, die Grönland im Zeitraum zwischen 1992 und 2010 etwas stärkere Eisverluste bescheinigte als die neue Analyse.
Etwa die Hälfte des Eisverlustes geht nach diesen Rechnungen auf abschmelzenden Schnee an der Oberfläche, die andere Hälfte auf schneller fließende, kalbende und von unten abschmelzende Gletscher zurück. Insbesondere die erste Komponente schwankte über den Untersuchungszeitraum stark, da sie sehr wetterabhängig ist. Fachleute gehen zum Beispiel davon aus, dass Grönland 2019 mehr Eis als in den letzten Jahren durch großflächige Schmelzphasen im Sommer verlor. Setzt sich der allgemeine Trend in die Zukunft fort, könnte allein der grönländische Eisschild bis zum Jahr 2100 den Meeresspiegel um 20 Zentimeter erhöhen. Da bisher nur sehr wenig darüber bekannt ist, wie so ein großer Eisschild auf steigende Temperaturen und große Mengen Schmelzwasser reagiert, erlauben die Daten bisher keine zuverlässigen Prognosen über den zukünftigen Meeresspiegelanstieg.
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