News: Eiszeit in der Atmosphäre
Ein Naturschauspiel, das direkt aus diesen niedrigen sommerlichen Temperaturen resultiert, sind die sogenannten leuchtenden Nachtwolken. Dabei handelt es sich um meist wellenförmige Wolken, die im gestreuten Licht der flach stehenden Sonne bläulich-weiß leuchten. Sie bestehen, so vermuten die Forscher, aus Eiskristallen, die sich spontan bei den extrem niedrigen Temperaturen in der Mesopause gebildet haben.
In den letzten Jahren hat man ein verstärktes Auftreten dieser Wolken über der Arktis festgestellt, während man solche Wolken über der Antarktis erst gar nicht vermutete. Die Vermutung basierte hauptsächlich auf der Tatsache, daß bei Radarmessungen keine starken Rückstrahlechos auftraten wie man sie in nördlichen Breiten im Sommer praktisch immer findet. Diese Messungen dienen unter anderem dazu, die leuchtenden Nachtwolken auch dann aufzuspüren, wenn sie aufgrund der hellen Lichtverhältnisse vom Boden aus mit bloßem Auge nicht zu erkennen wären. Aus den in antarktischen Breiten nur sehr schwach vorhandenen Radarechos schloß man, daß es dort kaum Eisteilchen gibt und die sommerliche Mesopause dort also wärmer sein müsse. Nun haben Franz-Josef Lübken und seine Mitarbeiter von der Arbeitsgruppe Atmosphärenphysik an der Universität Bonn Insitu-Messungen in der antarktischen Mesopause durchgeführt.
Erstaunlicherweise zeigten die im Januar in der Antarktis durchgeführten Messungen ein Temperaturprofil, das fast identisch ist zu dem, was für den arktischen Sommer bekannt ist. Das ist gleich aus mehreren Gründen bemerkenswert: Da die Landformation an beiden Polen stark voneinander abweicht, dies aber Einfluß auf die Luftmassenbewegung darüber hat, vermutete man veränderte Temperaturen und eventuell für die Mesopause eine andere Höhe. Die Übereinstimmung von nördlicher und südlicher Hemisphäre gilt jedoch nur für die Vergleichswerte von Januar und Juli: In dieser Zeit betragen die Abweichungen lediglich zwei bis drei Kelvin. Die im Februar in der Antarktis gemessenen Werte waren im Vergleich zu den Augustdaten der Arktis höher und das Temperaturprofil zeigte eine breitere Streuung.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 4.11.1999
"Neue Studie zur globalen Erwärmung "
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