Jäger der Tundra: Eiszeit-Schädel aus der Nordsee
Ein Stück Schädel nahe dem Scheitel ist alles, was von einem Jäger übrig blieb, der vor etwa 13 000 Jahren im Bereich der heutigen niederländischen Nordseeküste lebte. Das Fragment verrät, zusammen mit dem zweiten, etwa 500 Jahre älteren Fund, einiges über die Menschen Europas während der letzten Vereisungsperiode. Das berichtet eine Arbeitsgruppe um Luc Amkreutz in "Antiquity". So zeige die chemische Zusammensetzung des Knochens, dass die Jagd einen bedeutenden Teil der Nahrung lieferte und dass die Person eine chronische Erkrankung durchmachte und überstand. Insgesamt deuteten die archäologischen Funde darauf hin, dass Nordeuropa am Ende der Eiszeit ein eigenständiger Kulturraum war, dessen Bewohner vermutlich sehr mobil waren.
Der geschnitzte Bisonknochen, der weiter nördlich vor der britischen Küste geborgen wurde, ähnelt mit seinen abstrakten Dekorationen drei etwas jüngeren Funden aus Wales, Polen und Frankreich. Die Schnitzereien unterscheiden sich nach Angaben der Gruppe jedoch deutlich von älteren Funden weiter im Süden. Dort waren eher figürliche Darstellungen üblich. Das interpretieren die Forscher in Kombination mit den Hinweisen auf fleischreiche Nahrung im Schädelrest als deutliches Indiz für eine kulturelle Veränderung, die mit der Neubesiedlung der einst vom Eis bedeckten Regionen einherging. Die weite Verbreitung ähnlicher Designs deutet auf hohe Mobilität hin, möglicherweise weil die Menschen wandernden Tierherden folgten. Zusätzlich zeigten die Funde, wie viel es am einst besiedelten Boden der Nordsee noch zu erforschen gebe.
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