Das aktuelle Stichwort: El Niño und weltweite Wetterkapriolen
Frühling im deutschen Januar, kein Schnee in den Vereinigten Staaten, heftigste Regenfälle in Malaysia und Nordperu, extreme Dürre mit Waldbränden in Australien, ungewöhnliche Fluten am Horn von Afrika - so lauten Wettermeldungen der letzten Tage und Wochen. Alles eine Folge des Klimawandels oder noch meteorologischer Alltag?
Anfang des Jahres verkündete die britische Wetterbehörde, das Jahr 2007 könne ein Rekordbrecher werden und alle Temperaturhöchststände seit Beginn der Aufzeichnungen toppen – bislang hält 1998 diesen Titel, als der gesamte Globus unter durchschnittlich 14,52 Grad Celsius schwitzte. Was relativ undramatisch klingt, lag immerhin mehr als ein halbes Grad über dem gemessenen langjährigen Mittelwert des Planeten. Die nächsten zwölf Monate sollen diesen Spitzenwert nun nochmals um weitere 0,02 Grad Celsius überbieten.
Diesen ozeanischen Veränderungen folgen Umstellungen im Wettergeschehen und mit etwa viermonatiger Verzögerung auch steigende globale Temperaturen. Statt dauerhaftem Hochdruck beherrschen Tiefs mit sintflutartigem Regen die Wüstenregionen Nordperus und Südecuadors, während die normalerweise klatschnassen Regenwälder Borneos unter Dürren leiden. Schon befürchten Ökologen denn auch, dass die alljährlichen Rodungsfeuer auf den indonesischen Inseln dieses Jahr noch heftiger als sonst ausfallen. Betroffen sind ebenso Australien, das trockenere Wetterlagen und entsprechend mehr Buschbrände hinnehmen muss, und Teile Afrikas. Während aber das südliche Afrika mit Trockenheit und Ernteausfällen zu rechnen hat, kann das somalische Horn des Kontinents in ungewohnten Starkniederschlagen ertrinken, wie sie von dort schon gemeldet werden.
El Niño drückt jedoch nicht nur den Tropen seinen Stempel auf, sondern zeigt sich weiter nördlich ebenfalls. So dürfen große Teile Kanadas und der nördlichen Vereinigten Staaten weiterhin mit eher milden Wintertemperaturen rechnen, während es an der Golfküste und Florida heftiger regnet. Deshalb "leiden" weite Teile der USA unter für diese Jahreszeit ungewöhnlichem Schneemangel, weil meist milde pazifische Luftmassen die Wettersituation dominieren und arktische Kaltluft am Vorstoß hindern. Nur vereinzelt können sich diese nordischen Strömungen durchsetzen und dann für teils heftige Blizzards sorgen, wie sie jetzt den Mittleren Westen mit Wucht trafen: Sehr kalte Luft aus der Arktis stieß am Wochenende auf feuchtwarme aus dem Golf von Mexiko, was ergiebige Schneefälle brachte. Nach Voraussage der amerikanischen Wetterbehörde NOAA bleibt dies aber sehr wahrscheinlich eine Ausnahmeerscheinung.
Europas frühlingsgleicher Winter hängt aber wohl eher nicht mit El Niño zusammen – zumindest gibt es nach Aussagen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) diesbezüglich bislang noch keine wissenschaftlich fundierten Belege. Allerdings besitzt auch der Nordatlantik seine längerfristigen Schwankungen – die so genannte Nordatlantische Oszillation (NAO) –, die je nach Ausprägung unser Wettergeschehen deutlich mitgestaltet. Herrschen starke Luftdruckgegensätze zwischen Islandtief und Azorenhoch vor, spricht man von einem positiven NAO-Index, der vermehrt atlantische Tiefausläufer nach Mitteleuropa hinein treibt und uns eher regnerische, milde Winter beschert. Ein negativer NAO-Index hingegen erlaubt es sibirischer und arktischer Kaltluft, häufiger mit Schnee und Eis gen Deutschland vorzudringen, während der Mittelmeerraum von den Tiefs profitiert.
Gegenwärtig dominieren positive NAO-Werte im Atlantik, was unsere derzeitige Großwetterlage mit milden Temperaturen begünstigt. Die Temperaturen des Oberflächenwassers in Nordatlantik, Nord- und Ostsee überragen den langjährigen Durchschnitt zudem ebenfalls recht deutlich: Teile unserer regionalen Meere sind zwischen 1,5 und 3,5 Grad Celsius wärmer als üblich – unter anderem immer noch als Spätfolge des überdurchschnittlich warmen Sommers 2006 –, was die aus West und Südwest zuströmenden Luftmassen zusätzlich positiv beeinflusst und Schneeflocken selbst in den Alpen zur Rarität werden lässt. Mindestens bis Sonntag bleibt uns diese Wetterlage laut DWD erhalten, erst dann könnten sich zumindest höhere Lagen abkühlen und etwas Schnee fallen.
Eine weiter gehende Wetterprognose für 2007 kann und will der DWD nicht geben, da die meteorologischen Unwägbarkeiten zu groß sind. Etwas einfacher ist dagegen der weitere Verlauf von El Niño zu skizzieren: Gegenwärtig sinkt seine Intensität in Teilen des Pazifiks bereits wieder – seit November kühlte sich der Ostpazifik um 0,1 bis 0,4 Grad Celsius ab. Zugleich nehmen die Passate an Stärke zu, sodass die klimatische Situation im Pazifik im Laufe des Sommers wahrscheinlich in ihren Normalzustand zurückkehren könnte. Für das Fieberthermometer der Erde 2007 kommt das jedoch etwas zu spät.
Neben dem fortschreitenden Klimawandel macht Großbritanniens Met Office noch ein weiteres Phänomen für dieses Hitzeplus verantwortlich: El Niño und seine globalen Wetterkapriolen, die der Erde schon vor acht Jahren einheizten. Ursprünglich stand dieses Klimaereignis nur für die jährliche, weihnachtliche Erwärmung des Ostpazifiks vor Perus Küste, wo gewöhnlich kaltes Tiefenwasser aufsteigt. Mittlerweile versteht man darunter jedoch vor allem seine extreme Ausprägung. Denn alle drei bis sieben Jahre fällt dieser Temperaturanstieg deutlicher und langfristiger aus. Dann schlafen die Passatwinde vor Südamerikas Westküste ein, die ansonsten das Wasser des Pazifiks gen Asien drücken, und stattdessen schwappen die Fluten von Indonesiens Gestaden wieder zurück in die andere Richtung. Die Wassertemperaturen im zentralen und östlichen Pazifik – vor Südamerika – rangieren deshalb inzwischen um 0,5 bis 1,5 Grad Celsius über ihrem normalen Durchschnittswert und heizen die Luft über dem Meer auf.
Diesen ozeanischen Veränderungen folgen Umstellungen im Wettergeschehen und mit etwa viermonatiger Verzögerung auch steigende globale Temperaturen. Statt dauerhaftem Hochdruck beherrschen Tiefs mit sintflutartigem Regen die Wüstenregionen Nordperus und Südecuadors, während die normalerweise klatschnassen Regenwälder Borneos unter Dürren leiden. Schon befürchten Ökologen denn auch, dass die alljährlichen Rodungsfeuer auf den indonesischen Inseln dieses Jahr noch heftiger als sonst ausfallen. Betroffen sind ebenso Australien, das trockenere Wetterlagen und entsprechend mehr Buschbrände hinnehmen muss, und Teile Afrikas. Während aber das südliche Afrika mit Trockenheit und Ernteausfällen zu rechnen hat, kann das somalische Horn des Kontinents in ungewohnten Starkniederschlagen ertrinken, wie sie von dort schon gemeldet werden.
El Niño drückt jedoch nicht nur den Tropen seinen Stempel auf, sondern zeigt sich weiter nördlich ebenfalls. So dürfen große Teile Kanadas und der nördlichen Vereinigten Staaten weiterhin mit eher milden Wintertemperaturen rechnen, während es an der Golfküste und Florida heftiger regnet. Deshalb "leiden" weite Teile der USA unter für diese Jahreszeit ungewöhnlichem Schneemangel, weil meist milde pazifische Luftmassen die Wettersituation dominieren und arktische Kaltluft am Vorstoß hindern. Nur vereinzelt können sich diese nordischen Strömungen durchsetzen und dann für teils heftige Blizzards sorgen, wie sie jetzt den Mittleren Westen mit Wucht trafen: Sehr kalte Luft aus der Arktis stieß am Wochenende auf feuchtwarme aus dem Golf von Mexiko, was ergiebige Schneefälle brachte. Nach Voraussage der amerikanischen Wetterbehörde NOAA bleibt dies aber sehr wahrscheinlich eine Ausnahmeerscheinung.
Europas frühlingsgleicher Winter hängt aber wohl eher nicht mit El Niño zusammen – zumindest gibt es nach Aussagen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) diesbezüglich bislang noch keine wissenschaftlich fundierten Belege. Allerdings besitzt auch der Nordatlantik seine längerfristigen Schwankungen – die so genannte Nordatlantische Oszillation (NAO) –, die je nach Ausprägung unser Wettergeschehen deutlich mitgestaltet. Herrschen starke Luftdruckgegensätze zwischen Islandtief und Azorenhoch vor, spricht man von einem positiven NAO-Index, der vermehrt atlantische Tiefausläufer nach Mitteleuropa hinein treibt und uns eher regnerische, milde Winter beschert. Ein negativer NAO-Index hingegen erlaubt es sibirischer und arktischer Kaltluft, häufiger mit Schnee und Eis gen Deutschland vorzudringen, während der Mittelmeerraum von den Tiefs profitiert.
Gegenwärtig dominieren positive NAO-Werte im Atlantik, was unsere derzeitige Großwetterlage mit milden Temperaturen begünstigt. Die Temperaturen des Oberflächenwassers in Nordatlantik, Nord- und Ostsee überragen den langjährigen Durchschnitt zudem ebenfalls recht deutlich: Teile unserer regionalen Meere sind zwischen 1,5 und 3,5 Grad Celsius wärmer als üblich – unter anderem immer noch als Spätfolge des überdurchschnittlich warmen Sommers 2006 –, was die aus West und Südwest zuströmenden Luftmassen zusätzlich positiv beeinflusst und Schneeflocken selbst in den Alpen zur Rarität werden lässt. Mindestens bis Sonntag bleibt uns diese Wetterlage laut DWD erhalten, erst dann könnten sich zumindest höhere Lagen abkühlen und etwas Schnee fallen.
Eine weiter gehende Wetterprognose für 2007 kann und will der DWD nicht geben, da die meteorologischen Unwägbarkeiten zu groß sind. Etwas einfacher ist dagegen der weitere Verlauf von El Niño zu skizzieren: Gegenwärtig sinkt seine Intensität in Teilen des Pazifiks bereits wieder – seit November kühlte sich der Ostpazifik um 0,1 bis 0,4 Grad Celsius ab. Zugleich nehmen die Passate an Stärke zu, sodass die klimatische Situation im Pazifik im Laufe des Sommers wahrscheinlich in ihren Normalzustand zurückkehren könnte. Für das Fieberthermometer der Erde 2007 kommt das jedoch etwas zu spät.
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