Persönlichkeit von Elefanten: Stabil und flexibel zugleich
Viele Tiere zeigen beständige individuelle Unterschiede im Verhalten, was man durchaus als »Persönlichkeit« bezeichnen kann. Das gilt erst recht für die hochintelligenten Elefanten mit ihrem ausgeprägten Sozialleben. Frühere Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass die Dickhäuter in Gefangenschaft unterschiedliche Persönlichkeitstypen aufweisen. Die Forschung hierzu hat sich jedoch bisher in erster Linie auf weibliche Tiere konzentriert. Um das Wissen auf wilde, männliche Elefanten zu erweitern, beobachteten Fachleute um Caitlin O'Connell-Rodwell von der Stanford University 34 afrikanische Savannenelefanten (Loxodonta africana) im Etosha-Nationalpark in Namibia (von 2007 bis 2011). Ihr Fazit: Männliche Elefanten haben ausgeprägte Persönlichkeitsmerkmale, passen ihr Verhalten aber auch dem sozialen Kontext an.
Die Forscherinnen und Forscher identifizierten die einzelnen Tiere über körperliche Merkmale wie Ohrmuschelmuster, Schwanzbehaarung, Stoßzahngröße und -form sowie Körpergröße. Sie konnten fünf Verhaltensweisen festmachen, die sich durchweg zwischen den Individuen unterschieden, darunter Aggressions- und Dominanzverhalten, freundliche Interaktionen und Selbstberuhigung. Das Verhalten wurde jedoch auch durch den sozialen Kontext beeinflusst. Insbesondere die Anwesenheit jüngerer Tiere und eines Schlüsselmännchens (das dominanteste und sozial am besten integrierte Individuum) hatte den größten Einfluss auf die Elefanten: Sie förderte vor allem freundliches Verhalten und reduzierte aggressives, ängstliches oder wachsames Gebaren.
Jüngere Männchen waren sich in ihrem Temperament ähnlicher als ältere, was darauf hindeutet, dass sich ihre einzigartigen Persönlichkeiten mit zunehmendem Alter entwickeln. Die Ergebnisse deuteten auch darauf hin, dass die sozial erfolgreichsten Elefanten diejenigen sind, die ein Gleichgewicht zwischen Aggression und Freundlichkeit finden.
Laut den Autoren können die Ergebnisse dazu beitragen, den Schutz von Elefanten zu verbessern und etwa die Gruppenzusammensetzung in Gefangenschaft zu optimieren. Conservation Managern helfen sie möglicherweise dabei, die Erfolgsrate von Umsiedlungen oder Auswilderungen vorherzusagen. Da Klimawandel, schrumpfende Lebensräume, Wilderei und Konflikte mit Menschen die Elefanten zunehmend unter Druck setzen, sei es von entscheidender Bedeutung, die Reaktionen der Tiere auf ökologische und soziale Veränderungen zu verstehen.
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