News: Elektrisierende Gefühle
Allerdings sind die Stromstöße für einige andere eine Einladung zum Mittagessen. Um sich vor Entdeckung zu schützen, entwickelten verschiedene Messerfischarten kompliziertere Signale (Nature vom 15. Juli 1999). Anstatt nur einen Gleichstromimpuls abzugeben, folgt auf einen positiven Spannungsimpuls ein negativer. Stoddard sieht darin eine "Tarnkappe" zum Schutz vor hungrigen Räubern.
Seine Mitarbeiter und er haben ein Experiment durchgeführt, mit dem sie diese Annahme unterstützen. Sie trainierten einen elektrischen Aal, zu einer Elektrode zu schwimmen, sobald sie ein Signal aussendete. "Er erwartete häufiger bei einphasigen Signalen etwas zu Fressen, selbst wenn das Signal nur die halbe Amplitude des zweiphasigen Signals aufwies", sagt Stoddard. Für den Räuber sind die zweiphasigen Liebesbotschaften der Messerfische also kein Hinweis auf Beute. Damit letztere ihren potentiellen Partner auch aufspüren können, haben sie einen sekundären Empfangsapparat entwickelt, der sowohl hochfrequente als auch niedrigfrequente Schwingungen aufnimmt.
"Das ist eine unerwartete Wendung in der Art und Weise, wie wir bisher über die Evolution von Signalen bei Tieren gedacht haben", sagt Stephen Nowicki von der Duke University. Normalerweise gehen die Wissenschaftler davon aus, daß Tiere es vermeiden, auf sich aufmerksam zu machen, denn komplexe Signale oder auffällige Farben locken auch Räuber an. "Bei den elektrischen Fischen scheint genau das Gegenteil der Fall zu sein", sagt Nowicki: Hier hat der Räuberdruck dazu geführt, daß die Botschaft komplizierter wurden.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 29.10.1998
"Fische mit Elektroortung"
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