Spinnennetze: Elektrostatisch auf Beutefang
Spinnen nutzen viele raffinierte Tricks, um ihre Beute ins Netz zu bekommen, und für Bioniker ist die so reißfeste und doch elastische Spinnenseide ein begehrtes natürliches Vorbild. Victor Manuel Ortega-Jimenez und Robert Dudley von der University of California in Berkeley gelang nun der Videobeleg für eine weitere hilfreiche Eigenschaft im Sinne des Beutefangs: Die einzelnen Spinnfasern strecken sich nahenden Insekten regelrecht entgegen, angezogen durch elektrostatische Wechselwirkungen.
Forscher hatten zwar vermutet, dass elektrostatische Kräfte eine wichtige Rolle für die Adhäsionseigenschaften der Spinnenseide spielen, doch konnten sie im Experiment nicht belegt werden. Ortega-Jimenez und Dudley sammelten daher Spinnennetze und Honigbienen, Goldfliegen, Taufliegen und Blattläuse. Sie töteten die Insekten, luden sie elektrostatisch auf und ließen die dann positiv geladenen Körper sowie Wassertropfen und ungeladene Kontrolltiere unter Kamerabeobachtung auf die Spinnennetze fallen.
Die Videos zeigten, dass die geladenen Körper und Wassertropfen einzelne Spinnfäden anzogen: Um bis zu zwei Millimeter hoben sie sich dem fallenden Objekt entgegen, abhängig von dessen Größe und damit Ladungskapazität. Die Forscher vermuten, dass noch größere Beutetiere womöglich nicht nur einzelne, sondern mehrere Fäden bewegen könnten und so die Fangwahrscheinlichkeit erhöhen.
Die den Tierkörpern nachträglich mitgegebene Ladung entspreche in etwa den Größenordnungen, die Insekten auch natürlicherweise tragen, wenn sie über geladene Oberflächen laufen oder im Flug auf geladene Teilchen treffen, erklären die Wissenschaftler und verweisen dabei auf Untersuchungen von Honigbienen. Positiv geladene Hummeln können sogar das elektrische Feld von Blüten wahrnehmen. Ortega-Jimenez und Dudley sehen daher dringenden Forschungsbedarf, die offensichtliche Rolle von elektrostatischen Ladungen im Leben der Insekten genauer unter die Lupe zu nehmen.
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