Therapieforschung: Emotionale Tagesform beeinflusst den Behandlungserfolg
Therapeuten sind auch nur Menschen – und gehen deshalb mit positiven oder negativen Gefühlen in eine Sitzung hinein. Diese Emotionen beeinflussen, wie die Behandelten ihren Therapeuten und den Erfolg des Zusammentreffens bewerten. Das zeigt eine aktuelle Studie aus Israel.
Die Psychologin Maayan Abargil und ihre Kolleginnen von der Hebräischen Universität Jerusalem untersuchten 40 Fälle, in denen Männer und Frauen mit mittelschwerer Depression eine psychodynamische Kurzzeittherapie absolvierten. Im Fokus standen die Emotionen der insgesamt 25 Therapeutinnen und Therapeuten vor und nach den jeweils 16 Sitzungen. Dazu wurde ihnen stets eine umfangreiche Liste von Adjektiven vorgelegt. Die Klientinnen und Klienten gaben ihrerseits nach der Sitzung an, als wie einfühlsam und zugewandt sie die Behandler erlebt hatten, wie hilfreich sie den Termin fanden und ob sie ihrer Meinung nach im Therapieprozess vorangekommen waren.
An Tagen, an denen die Therapeutinnen und Therapeuten vor einer Sitzung warmherzig und liebevoll gestimmt waren, schätzten ihre Schützlinge sie als empathischer ein. Dies hatte jedoch keinen Einfluss darauf, als wie hilfreich und heilsam die Session empfunden wurde. Standen auf Seiten der Behandler dagegen Gefühle von Unzulänglichkeit im Fokus – etwa Angst, Verunsicherung oder Überforderung –, hatten die Klienten anschließend weniger das Gefühl, ihren Zielen nähergekommen zu sein. Sie empfanden die Therapeuten deswegen aber nicht als weniger empathisch.
Aktuelle vorherrschende Emotionen beeinflussen demnach, ob sich Klientinnen und Klienten gut aufgehoben und verstanden fühlen. Daher könne es hilfreich sein, wenn Therapeuten vor einer Sitzung ihre momentanen Gefühle reflektieren, so die Forscherinnen.
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