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News: Ende mit Schrecken

Gerade war man sich sicher, dass das Weltall bis in alle Ewigkeit expandiert, da stellen Forscher ihre Big-Rip-Theorie vor. Derzufolge beschleunigt die dunkle Energie die Expansion immer mehr - bis am Ende innerhalb von einer Zehntrilliardstel Sekunde selbst die Atome auseinander fliegen.
Big Rip
Eigentlich war die kosmologische Konstante ein kleiner Kunstgriff, mit dem Albert Einstein (1879-1955) seine Allgemeine Relativitätstheorie schlüssig machte, weil sie verhinderte, dass das Universum irgendwann infolge der eigenen Schwerkraft kollabieren würde. Als Edwin Hubble (1889-1953) später die Expansion nachwies und vermutete, dass diese wegen der Gravitation immer langsamer würde und schließlich vielleicht sogar zum Stillstand komme, verwarf Einstein seine kosmologische Konstante und nannte sie fortan Eselei.

Doch als man 1998 mithilfe des Hubble Space Telescope die bahnbrechende Entdeckung machte, dass die Expansion des Weltalls tatsächlich immer schneller erfolgt, war sie wieder da: Einsteins kosmologische Konstante - nur wird sie seither dunkle Energie genannt, eine nicht minder mysteriöse expandierende Kraft, die angeblich 70 Prozent des Universums ausmacht und das Weltall gegen die Schwerkraft expandiert.

Irgendwann würde selbst das Licht der nächsten Galaxien uns nicht mehr erreichen, und der Nachthimmel bliebe ein für allemal stockdunkel. Heute gehen die meisten Wissenschaftler davon aus, dass sich die Beschleunigung des Weltalls zukünftig abschwächt, der Fuß also allmählich vom Gaspedal genommen wird.

Doch was wäre, wenn der Fuß das Gaspedal immer tiefer tritt, die Expansionsrate also immerzu ansteigt? "Bisher gingen wir davon aus, dass das Universum entweder irgendwann in einem Big Crunch kollabiert oder für immer expandiert und sich so unendlich verdünnt", meint Robert Caldwell vom Dartmouth College in New Hampshire. "Doch jetzt sind wir auf eine dritte Möglichkeit gestoßen: den Big Rip."

Eigentlich waren Caldwell und seine Mitarbeiter dabei, die Bildung von Galaxien aus homogenen Materiekugeln nachzuvollziehen. Als die Forscher für ihre Simulationen an der dunklen Energie herumdrehten, führte dies unter bestimmten Umständen dazu, dass jene Materiekugel schlichtweg explodierte.

Übertragen auf den Kosmos ergab sich rasch die Theorie des Big Rip, derzufolge uns in 22 Milliarden Jahren ein Ende bevorsteht, das an Spektakel dem angänglichen Urknall in nichts nachsteht. Ankündigen würde sich der Big Rip rund 60 Millionen Jahre vorher, wenn die Gravitationskräfte der Milchstraße der Phantomenergie nichts mehr entgegen zu setzen haben und unser Sternsystem auseinanderreißt.

Erst drei Monate vor dem Ende des Kosmos würde auch unser Sonnensystem zerstört, 30 Minuten vor dem Big Rip schließlich flöge angesichts der nunmehr ungeheuren Kräfte auch die Erde auseinander - was allerdings niemanden wirklich bekümmerte, schließlich kreist sie dann ohnehin seit vielen Milliarden Jahren um eine tote Sonne.

Der letzte Atemzug des Kosmos dürfte dann lediglich eine Zehntrilliardstel Sekunde dauern, in der selbst die atomaren Kräfte der Phantomenergie nicht mehr zu widerstehen vermögen und Elektronen, Protonen und Neutronen mit ihren Elementarteilchen das Weite suchen und alles ein Ende hat. Dann ist wohl auch mit den Naturgesetzen Schluss, und die Zeit wird irrelevant.

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