Eigenwahrnehmung: Endlich schlank dank Pinocchio
Zur Weihnachtszeit geht sie wieder los, die Sorge um die überflüssigen Pfunde. Wie schön wäre es doch, sich nach einen ausgedehnten Festtagsschmaus per Knopfdruck wieder schlank zu fühlen. Kein Problem, Pinocchio macht's möglich.
Nichts geht über eine exakte Messung. Zum Beispiel mit einer simplen Badezimmerwaage: Gnadenlos verbannt sie das selbst eingeschätzte Körpergewicht ins Reich der Illusion. Denn das Bild, das wir von unserem eigenen Körper haben, ist leider ziemlich subjektiv.
Dabei verfügt natürlich auch der Körper über feinsinnige Messinstrumente, die ihn über Form, Lage und Größe jedes einzelnen Körperteils bestens unterrichten: In Muskeln, Sehnen und Gelenken sitzen so genannte Propriorezeptoren, die alle Körperbewegungen registrieren und damit die Eigenwahrnehmung gewährleisten.
Normalerweise arbeitet dieses System präzise, einwandfrei und dabei vollkommen unbewusst. Doch wie die übrigen fünf Sinne lässt sich auch der sechste leicht täuschen: Werden die Muskelspindeln durch schwache Vibrationen gereizt, interpretiert unser Gehirn diesen Reiz als Dehnung des entsprechenden Muskels. So ist eine Versuchsperson – deren Augen verbunden sind – felsenfest davon überzeugt, dass ihr Arm sich streckt, sobald neugierige Forscher den Bizepsmuskel des Arms stimulieren. Wenn sich der Proband dabei gleichzeitig an die eigene Nase fasst, kommt es zum Konflikt: Einerseits glaubt er, die Bewegung seines Arms zu spüren, andererseits bleibt der Kontakt zwischen Hand und Nase erhalten. Einzige Erklärung: Die Nase wächst!
Pinocchio-Illusion nennen Forscher diesen kuriosen Effekt. Und frei nach Carlo Collodis berühmter Kinderbuchfigur – deren Flunkereien bekanntermaßen in einen verlängerten Zinken mündete – ließen sich 17 Freiwillige von einem britisch-japanischen Team über ihren Körperumfang täuschen.
Die Illusion schlich sich schnell und überzeugend ein: Bereits nach drei Sekunden verspürten die Teilnehmer den wundersamen Schwund, wobei sie in einer Skala von 0 (für "unrealistisch") bis 9 (für "absolut realistisch") die beachtliche Note 6,8 vergaben. Dabei schien ihr Bauchumfang um bis zu 28 Prozent abgenommen zu haben.
Die Forscher wollten nun wissen, was sich im Gehirn bei dieser imaginären Schlankheitskur abspielt. Die Probanden lagen daher während der Prozedur in der fMRT-Röhre, mit der sich die Hirnaktivität direkt beobachten lässt. Und wie sich dabei zeigte, arbeiteten vor allem Bereiche des hinteren linken Schleitellappens – auch posteriorer Parietalkortex genannt –, und zwar insbesondere zwei Hirnfurchen, die Neurologen als intraparietaler und postzentraler Sulcus kennen. Je stärker die Illusion auftrat, desto mehr regten sich die entsprechenden Hirnareale.
Die Forscher vermuten, dass hier die Karte liegt, die der Körper von seiner selbst anfertigt. Indem das Gehirn hier alle Signale aus Haut, Muskeln und Gelenken mit denen der anderen Sinnesorgane verrechnet, entsteht das Abbild des eigenen Körpers. Ein Bild, das mitunter der Realität widerspricht. Denn Irrtümer treten nicht nur auf, wenn Forscher die Eigenwahrnehmung bewusst hinters Licht führen. Nach Ansicht der Forscher erzeugen Störungen der entsprechenden Hirnarealen beispielsweise auch das gefürchtete "Alice-im-Wunderland-Syndrom" von Migräne-Patienten, die bei einem Anfall glauben, Teile ihres Körpers schrumpfen oder wachsen zu sehen. Ähnlich könnte die krankhafte Vorstellung, die Magersüchtige über ihren eigenen Körper haben, erklärt werden.
Auch als Gesunde liegen wir mit der Wahrnehmung über unseren Körper schon mal daneben. Aber es gibt ja exakte Messgeräte – wie die Badezimmerwaage.
Dabei verfügt natürlich auch der Körper über feinsinnige Messinstrumente, die ihn über Form, Lage und Größe jedes einzelnen Körperteils bestens unterrichten: In Muskeln, Sehnen und Gelenken sitzen so genannte Propriorezeptoren, die alle Körperbewegungen registrieren und damit die Eigenwahrnehmung gewährleisten.
Normalerweise arbeitet dieses System präzise, einwandfrei und dabei vollkommen unbewusst. Doch wie die übrigen fünf Sinne lässt sich auch der sechste leicht täuschen: Werden die Muskelspindeln durch schwache Vibrationen gereizt, interpretiert unser Gehirn diesen Reiz als Dehnung des entsprechenden Muskels. So ist eine Versuchsperson – deren Augen verbunden sind – felsenfest davon überzeugt, dass ihr Arm sich streckt, sobald neugierige Forscher den Bizepsmuskel des Arms stimulieren. Wenn sich der Proband dabei gleichzeitig an die eigene Nase fasst, kommt es zum Konflikt: Einerseits glaubt er, die Bewegung seines Arms zu spüren, andererseits bleibt der Kontakt zwischen Hand und Nase erhalten. Einzige Erklärung: Die Nase wächst!
Pinocchio-Illusion nennen Forscher diesen kuriosen Effekt. Und frei nach Carlo Collodis berühmter Kinderbuchfigur – deren Flunkereien bekanntermaßen in einen verlängerten Zinken mündete – ließen sich 17 Freiwillige von einem britisch-japanischen Team über ihren Körperumfang täuschen.
Die Versuchsteilnehmer lagen dabei im Londoner Institut für Neurologie, wo ihnen die Forscher um Henrik Ehrsson ihre Handgelenke stimulierten. Mit Erfolg: 17 der 24 Probanden – sieben ließen sich nicht täuschen – glaubten tatsächlich, dass sich ihre Handgelenke nach innen bewegten. Hielten sie sich dabei ihre Hände an die Hüfte, schlug Pinocchio zu: Bauch und Hüfte schrumpften.
Die Illusion schlich sich schnell und überzeugend ein: Bereits nach drei Sekunden verspürten die Teilnehmer den wundersamen Schwund, wobei sie in einer Skala von 0 (für "unrealistisch") bis 9 (für "absolut realistisch") die beachtliche Note 6,8 vergaben. Dabei schien ihr Bauchumfang um bis zu 28 Prozent abgenommen zu haben.
Die Forscher wollten nun wissen, was sich im Gehirn bei dieser imaginären Schlankheitskur abspielt. Die Probanden lagen daher während der Prozedur in der fMRT-Röhre, mit der sich die Hirnaktivität direkt beobachten lässt. Und wie sich dabei zeigte, arbeiteten vor allem Bereiche des hinteren linken Schleitellappens – auch posteriorer Parietalkortex genannt –, und zwar insbesondere zwei Hirnfurchen, die Neurologen als intraparietaler und postzentraler Sulcus kennen. Je stärker die Illusion auftrat, desto mehr regten sich die entsprechenden Hirnareale.
Die Forscher vermuten, dass hier die Karte liegt, die der Körper von seiner selbst anfertigt. Indem das Gehirn hier alle Signale aus Haut, Muskeln und Gelenken mit denen der anderen Sinnesorgane verrechnet, entsteht das Abbild des eigenen Körpers. Ein Bild, das mitunter der Realität widerspricht. Denn Irrtümer treten nicht nur auf, wenn Forscher die Eigenwahrnehmung bewusst hinters Licht führen. Nach Ansicht der Forscher erzeugen Störungen der entsprechenden Hirnarealen beispielsweise auch das gefürchtete "Alice-im-Wunderland-Syndrom" von Migräne-Patienten, die bei einem Anfall glauben, Teile ihres Körpers schrumpfen oder wachsen zu sehen. Ähnlich könnte die krankhafte Vorstellung, die Magersüchtige über ihren eigenen Körper haben, erklärt werden.
Auch als Gesunde liegen wir mit der Wahrnehmung über unseren Körper schon mal daneben. Aber es gibt ja exakte Messgeräte – wie die Badezimmerwaage.
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