Marsrover: Endspurt für Curiosity
Nun läuft er auf Autopilot: Fünf Tage vor der geplanten Landung auf dem Mars hat der NASA-Rover Curiosity seine automatische "Entry, Descent and Landing Software" aktiviert. Am 28. Juli war zuletzt seine Bahn durch ein kurzes Schubmanöver auf Zielkurs gebracht worden. Damit fliegt Curiosity autonom dem Mars entgegen, auch wenn eine letzte Kurskorrektur, sollte sie vonnöten sein, möglich wäre. Am 6. August 2012 um 07:31 Uhr MESZ soll der Rover auf dem Planeten aufsetzen – vorausgesetzt, das vollautomatisierte Landemanöver gelingt.
Sieben Minuten nur dauert es – für die Mitarbeiter des "Mars Science Laboratory" dürften dies aber sehr schlimme sieben Minuten sein, denn sie werden üblicherweise als "Sieben Minuten des Grauens" bezeichnet. Der Grund dafür: Aufgrund der derzeitigen Entfernung von Mars und Erde dauert die Datenübertragung von Planet zu Planet rund 14 Minuten. Sollte in dieser Phase etwas schief gehen, können die Kontrolleure der NASA nicht eingreifen – und die Mission wäre gescheitert. Mit einem Gewicht von 900 Kilogramm ist Curiosity der bisher schwerste Marsrover, der gebaut wurde – bei seinen wesentlich leichteren Vorgängern Spirit, Opportunity und Sojourner konnten Luftkissen für das Landungsmanöver verwendet werden. Da Curiosity hierfür zu schwer ist, musste die NASA eine komplett neue Methode entwickeln, um den Rover sicher auf den Mars zu schicken. Details über das komplexe Verfahren finden sie in der Augustausgabe von Sterne und Weltraum, die derzeit am Kiosk erhältlich ist.
Die Landung wird übrigens von den drei derzeit in der Marsumlaufbahn befindlichen Orbitern beobachtet. Die Hauptrolle kommt dabei der seit 2001 den Roten Planeten umkreisenden Sonde Mars Odyssey zu, sie soll die Funksignale von Curiosity auffangen und direkt zur Erde übermitteln. Dafür wurde ihre Umlaufbahn durch Zündungen der Manövriertriebwerke so verändert, dass sie die Landung unter einem optimalen Winkel verfolgen kann. Einige Wochen zuvor war an Bord der alternden Sonde ein Drallrad zur Ausrichtung der Sonde ausgefallen, es konnte aber ein Ersatzsystem aktiviert werden. Zudem kam es mehrmals zu Computerpannen, die aber überwunden wurden (wir berichteten).
Die Raumsonde Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) soll dagegen versuchen, das Landemanöver direkt im Bild festzuhalten, denn sie ist mit einer sehr leistungsfähigen Telekamera ausgerüstet. Bei der Landung der Mission Phoenix im Jahr 2008 gelang MRO ein eindruckvolles Bild der am Fallschirm hängenden Sonde. Zudem zeichnet MRO auch Funksignale von Curiosity auf, speichert sie jedoch an Bord und sendet sie erst später zur Erde. Auch Europas Spähsonde Mars Express unterstützt die Landung von Curiosity und wird Funksignale aufzeichnen. Allerdings versinkt Curiosity eine Minute vor dem Aufsetzen hinter dem Horizont von Mars Express.
Im Fall einer erfolgreichen Landung hat Curiosity Instrumente für zehn wissenschaftliche Experimente mit an Bord: Der Zweck der Mission ist die Untersuchung des Roten Planeten auf eine mögliche Biosphäre, oder auf Hinweise, das eine solche einst existierte. Der Rover wird dazu Gestein, die Atmosphäre und die Strahlung auf dem Roten Planeten analysieren. Die Dauer der Mission ist derzeit mit knapp zwei Jahren veranschlagt.
Am Montag, 6. August 2012, können Sie ab 5.30 MESZ den NASA Webcast zur Curiosity Landung auf NASA TV live verfolgen.
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