News: Energiequelle ohne Puls
Diese gepulste Arbeitsweise ist aber nicht nur ein schlechtes Geschäft für energieerzeugende Unternehmen, sie erzeugt auch mechanischen und thermischen Stress im System. Doch es gibt auch die Möglichkeit, einen gleichmäßigen Strom zu erhalten. Bei der bekanntesten Methode werden elektromagnetische Wellen in das Plasma geschickt. Die sogenannte lower hybrid current drive-Methode, wird seit den frühen achtziger Jahren angewendet. Allerdings ist es nicht einfach die Wellen durch das Plasma zu leiten und deren Auswirkungen zu kontrollieren, erklärt Olivier Sauter vom Swiss Federal Institute of Technology in Lausanne (EPFL).
Das electron cyclotron current drive (ECCD) hingegen verwendet Mikrowellen mit höherer Frequenz. Im ECCD passen die Wissenschaftler den Mikrowellen-Strahl an die sogenannte Zyklotron-Frequenz an. Mit dieser Frequenz kreisen die Elektronen im Tokamak-Reaktor entlang der magnetischen Feldlinien. Der Strahl tritt schräg in den Torus und beschleunigt nur Elektronen, die in die passende Richtung fliegen.
Sauter und seine Kollegen verwandten Mikrowellen mit einer Frequenz von 83 GHz und 0,5 MW Leistung und erhielten damit einen kontinuierlichen Plasmastrom, der jedesmal zwei Sekunden anhielt und sowohl eine hohe Temperatur als auch eine hohe Dichte hatte. Bei der bisher genutzten kontinuierlichen Methode hielt das Plasma nur wenige zehntel Sekunden an. Die Forscher konnten zeigen, dass ihr Plasma über die gesamte Zeit stabil war. Sauter erklärte, dass mit verbesserten Mikrowellen-Quellen auch längere stabile Läufe möglich wären. An einer solchen Technologie arbeiten Wissenschaftler im Moment überall auf der Welt (Physical Review Letters vom 10. April 2000).
Für das ECCD "ist es die beste Demonstration bisher", sagt Tony Taylor vom General Atomics in San Diego. Für Fred Skiff von der University of Iowa ist diese Arbeit sehr "bedeutsam", weil einige Skeptiker daran gezweifelt haben, dass ECCD überhaupt unter wirklichen Reaktrobedingungen arbeiten kann. Beide heben den Nutzen der Technik hervor, einschließlich der Möglichkeit, auf bestimmte Bereiche des Plasmas einzuwirken. Dadurch könnten die Instabilitäten des Plasmas in zukünftigen Tokamak-Reaktoren besser kontrolliert werden.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 1.4.1999
"Kernfusion auf dem Labortisch"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 21.9.1998
"Internationale Kernfusionsforschung"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 2.4.1998
"Japanische Fusionsanlage in Betrieb gegangen"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 21.11.1997
"Iter oder nicht"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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