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Die Römer in Westfalen: Entdeckung eines bedeutenden Römerlagers

Entdeckung eines bedeutenden Römerlagers
Erstmals um 12 v. Chr. drang das römische Heer tief in germanisches Gebiet östlich des Rheins vor – der Grund: Die Germanen waren immer wieder in die Provinz Gallien eingefallen. Ihre Nachschublinie sicherten die Römer damals durch eine Reihe von Truppenlagern entlang der Lippe, die sie nach erfolgreicher Unterwerfung des Feindes schon bald wieder verließen. Eines der Militärlager entdeckten Archäologen nun überraschend beim heutigen Olfen in Westfalen – und damit auch ein bislang fehlendes Bindeglied römischer Militärlogistik in diesem Gebiet.

Zu den Funden ... | ... zählten Münzen sowie Scherben römischen Luxusgeschirrs, auf das die Töpfer auch ihren Namen gestempelt hatten. Mittels dieser Fundstücke konnten die Archäologen die Nutzungsdauer des Römerlagers genau in die Zeit zwischen 11 bis 7 v. Chr. datieren.
"Ein Sensationsfund für die Römerforschung", bezeichnet Wolfgang Kirsch, Direktor vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe in Münster (LWL), den Neufund. Mittels Luftbildfotografien und magnetografischen Bodenaufnahmen konnten die Forscher feststellen, dass das Römerlager ehemals eine Fläche von 230 mal 250 Metern einnahm und somit vermutlich etwa 1000 Legionären Platz bot. Bei den anschließenden Grabungen kamen zahlreiche Münzfunde und Scherben zum Vorschein – sie belegen, dass nur wenige Jahre, von 11 bis 7 v. Chr., Truppen im Lager stationiert waren.

Der Spitzgraben ... | ... zeichnet sich als v-förmige Erdverfärbung im Profil des Grabungsschnitts ab. Er umgab vermutlich auf allen vier Seiten die Holz-Erde-Mauer des Römerlagers.
Überdies ließ sich ein Spitzgraben sowie eine Mauer aus Holz und Erde nachweisen – "Olfen war fest ausgebaut. Es diente also nicht als Marschlager für kurze Zeiträume, sondern wurde längerfristig genutzt", so Bettina Tremmel vom LWL. Zudem geht die Archäologin davon aus, dass das neu entdeckte Römerlager hauptsächlich eine logistische Funktion besaß. "Vermutlich waren hier Lebensmittel und Ähnliches zwischengelagert worden und nur ein kleiner Bereich diente als Truppenunterkunft – es war ein reines Nachschublager für den sehr viel größeren Militärstandort weiter östlich beim heutigen Oberaden." Davon liegt Olfen zirka 20 Kilometer entfernt – in gleicher Distanz Richtung Westen befindet sich ein weiteres großes Römerlager bei Haltern. Laut Tremmel konnten Fußtruppen diese Strecke binnen eines Tages zurücklegen.

Der Vorstoß in germanisches Gebiet, für den Kaiser Augustus 12 v. Chr. seinen Stiefsohn Drusus ausgesandt hatte, war nur kurze Zeit von Erfolg gekrönt. Zwar hatten die Römer bis 7 v. Chr. mehrere germanische Stämme unterworfen, doch erlitt das Heer 9 n. Chr. in der Varusschlacht beim heutigen Kalkriese eine vernichtende Niederlage. Fünf Jahre später führten die Römer erneut Feldzüge gegen die Germanen, die allerdings erfolglos blieben.

Karin Schlott

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