Verhaltensbiologie: Entengleiches Quaken aus antarktischem Ozean enträtselt
In den 1960er Jahren vernahmen amerikanische U-Boot-Insassen im antarktischen Weddell-Meer und entlang der westaustralischen Küste zum ersten Mal mysteriöse Schnarrlaute aus der Tiefe. Militärs tauften das pulsierende, tief ertönende Geräusch auf Grund seiner quakähnlichen Klangeigenschaft "Bio-duck", konnten jedoch bisher dessen Ursprung nicht entlarven. Jetzt hat eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern antarktische Zwergwale als Verursacher der sonderbaren Töne identifiziert.
"Es ist ein Signal, das zwischen 50 und 300 Hertz klingt und sich alle drei bis vier Sekunden wiederholt", so Nicholas Gales, wissenschaftlicher Leiter der Australian Antarctic Division in Tasmanien. Das ungewöhnliche Geräusch vernahmen Ohrenzeugen hauptsächlich im antarktischen Winter. Da dies die Hauptwandersaison von südlichen Zwergwalen der Gattung Balaenoptera bonaerensis ist, spekulierte man bereits, dass das auffällige Meeresquaken von den Tieren stamme.
Um dies zu bestätigen, markierten Gales und seine Kollegen in der Antarktisbucht Wilhelmina Bay zwei Zwergwale mit Hydrophonen. Die multisensorischen Aufnahmegeräte erfassen neben den Walgesängen und Abtauchgeräuschen auch Informationen über Wassertiefe und Geschwindigkeit der Tiere. Den Forschern gelang es, die akustischen Signale der beiden Wale in einem Frequenzbereich zwischen 22 und 200 Hertz aufzuzeichnen. Eines der Unterwassermikrofone lieferte eindeutig die bekannten "Bio-duck"-Geräusche, immer unmittelbar vor dem Tauchgang der Meeressäuger zur Nahrungsaufnahme. Die Auswertung der Spektrogramme ergab Intervalle von durchschnittlich 3,1 Sekunden zwischen den Quaklauten der Zwergwale.
Wissenschaftler konnten die Technologie bisher nur bei größeren Walarten wie etwa Blau- oder Buckelwalen anwenden. Antarktische Zwergwale sind schnell und wendig, was eine Markierung mit Peilsendern erschwert. Somit gehören die Tiere zu einer recht unerforschten Spezies. Auch sorgen die antarktischen Winter für weniger ideale Sichtverhältnisse.
Die Forscher liefern zwar keine Begründung für die quakenden Laute der Tiere. Jedoch werden sie sich die eigenartigen Geräusche nun zu Nutze machen, um die Wanderrouten und das Verhalten antarktischer Zwergwale zu beobachten. Diese Ergebnisse sind für die internationale Walfangkommission sehr interessant, da die Meeressäuger bevorzugtes Jagdobjekt japanischer Walfänger sind.
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