Sternentwicklung: Zerriss Sternleiche einen Kalk-Planeten?
Der Weiße Zwerg SDSSJ1043+0855 ist seit rund zehn Jahren dafür bekannt, die Überreste eines zerstörten felsigen Planeten aufzusammeln. Nun untersuchte ein Forscherteam um Carl Melis von der University of California, San Diego, den Stern mit dem Weltraumteleskop Hubble und den Zehn-Meter-Teleskopen des Keck-Observatoriums genauer. Die Forscher stießen in den Spektren auf Gehalte von Kalzium, Kohlenstoff und Sauerstoff, die möglicherweise auf Kalziumkarbonat (CaCO3) in den Überresten des zerstörten Planeten zurückgehen. Das Material dieses Himmelskörpers befindet sich in einer Trümmerscheibe um die kompakte Sternleiche und fällt in Form von feinem Staub nach und nach auf ihn herunter. Da Weiße Zwerge an ihrer Oberfläche extrem heiß sind, verdampft das herabstürzende Material und reichert sich in der Atmosphäre an, wo es sich spektroskopisch nachweisen lässt.
Die Forscher um Melis gehen davon aus, dass sich die Beobachtungen am besten mit einem felsigen, erdähnlichen Planeten erklären lassen, dessen Oberflächenmaterial größere Mengen an Kalkstein enthielt. Würde diese Interpretation durch weitere Messungen bestätigt, so wäre das ein Beleg dafür, dass der zerstörte Planet einstmals von flüssigem Wasser umgeben war. Nur in flüssigem Wasser kommt es zur Ausfällung von Kalziumkarbonaten, dies ist auch ohne jegliche biologische Aktivität möglich. Allerdings musste der Planet in seiner Atmosphäre sehr viel mehr Kohlenstoff in Form von Kohlendioxid enthalten, als das auf der Urerde der Fall war. Tatsächlich weisen die Spektren darauf hin, dass der zerstörte Planet deutlich weniger Eisen enthielt als die Erde, dafür aber sehr viel reicher an Kohlenstoff war. Weitere Untersuchungen beispielsweise mit dem im Bau befindlichen James Webb Space Telescope könnten in der Lage sein, die spektrale Signatur von Kalziumkarbonaten im Umfeld des Weißen Zwergs direkt ohne den Umweg über die Einzelatome nachzuweisen.
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