Asteroiden: Entstammt der Tscheljabinsk-Bolide einer Asteroiden-Familie?
Die beiden spanischen Astronomen Carlos und Raul de la Fuente Marcos von der Universidad Complutense de Madrid untersuchten die Bahn des Meteoroiden von Tscheljabinsk vom 15. Februar 2013 und stellten fest, dass sein Orbit vor dem Einschlag demjenigen der Asteroiden 2007 BD7 und 2011 EO40 sowie bis zu 20 weiteren kleineren Objekten ähnelt. Sie vermuten daher, dass der kleine Himmelskörper, der über der russischen Stadt auseinanderbrach, ein Mitglied einer ganzen Asteroiden-Familie ist.
Der vielbeachtete Meteoritenfall von Tscheljabinsk geht auf den Eintritt eines Himmelskörpers von etwa 17 bis 20 Meter Durchmesser zurück und war von einem spektakulären Feuerball und heftigen Explosionsdruckwellen begleitet. Sie zerstörten eine Unmenge von Fenstern in der Region, durch deren umherfliegende Scherben Hunderte von Personen verletzt wurden. Der Fall des Meteoriten wurde von zahlreichen Überwachungskameras aufgezeichnet, aus deren Bildern sich die Sonnenumlaufbahn des Himmelskörpers rekonstruieren ließ. Daraus ergab sich, dass der kleine Himmelskörper zu den Apollo-Asteroiden gehörte, welche die Umlaufbahn der Erde bei ihren Orbits um die Sonne schneiden. Auf diese Ergebnisse griff das Brüderpaar zurück und setzte zusätzlich eigene Optimierungs- und Simulationsprogramme für die Auswertung ein.
Sie rekonstruierten eine stark exzentrische Bahn für den Boliden von Tscheljabinsk, die ihn bis zu 2,5 Astronomische Einheiten von der Sonne wegführte (also weit jenseits der Umlaufbahn des Mars) und bis auf 0,76 Astronomische Einheiten an die Sonne und damit dicht an die Venus heran. Eine Astronomische Einheit (AE) ist die mittlere Distanz von der Erde zur Sonne und beträgt rund 150 Millionen Kilometer. Die Astronomen verglichen die so ermittelte Bahn mit denjenigen anderer bekannter Asteroiden und stellten fest, dass sie eine gute Übereinstimmung mit derjenigen des Asteroiden 2011 EO40 aufweist. Sein Durchmesser wird auf 150 bis 330 Meter geschätzt. Allerdings ist die Bahn von 2011 EO40 noch nicht sehr präzise bestimmt, da der Himmelskörper bislang nur 34 Tage beobachtet wurde. Eine ähnlich gute Übereinstimmung fanden die Forscher für den Kleinplaneten 2007 BD7.
Numerische Modellierungen ihrer Bahnen weisen darauf hin, dass sie Bruchstücke eines größeren Himmelskörpers sind, der vor rund 20 000 bis 40 000 Jahren durch eine Kollision im Asteroidengürtel zertrümmert wurde. Ihre Bahnen sind äußerst instabil, da sich die Mitglieder dieser Gruppe immer wieder dicht dem Erde/Mond-System, aber auch Mars, Venus sowie dem Zwergplaneten Ceres annähern. Deren Schwerefelder sorgen immer wieder für starke Veränderungen der Umlaufbahnen der Asteroiden, die letztlich auch zu Kollisionen führen können. Auf jeden Fall ist den Mitgliedern dieser Asteroiden-Familie keine lange Lebensdauer im Sonnensystem mehr beschieden und auch ein künftiger Einschlag auf der Erde nicht ausgeschlossen. Der Asteroidenforscher David Nesvorny vom Southwest Research Institute in Boulder, Colorado, warnte allerdings in Nature News davor, die Ähnlichkeiten der Umlaufbahnen überzubewerten. Sie könnten nämlich auch rein zufälliger Natur sein.
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