Evolution der Pflanzen: Entstanden Blütenpflanzen unter Wasser?
Die Blütenpflanzen oder, streng botanisch, die "Bedecktsamer" sind die heute erfolgreichste Gruppe der Pflanzen mit den meisten Spezies. Dabei haben sie die Konkurrenz – Nacktsamer wie Nadelhölzer oder Schachtelhalme und Farne – mit ihrem modernen Konstruktionsprinzip rekordverdächtig schnell überholt. Unstrittig ist dabei, dass die ersten Blütenpflanzen sich irgendwann ungefähr in der mittleren Trias zu entwickeln begannen – über das Wo und Wie blühen aber unter Botanikern verschiedene Theorien. Nun haben Forscher um David Dilcher von der Université de Lyon sich ein besonders altes, in Pyrenäenkalkstein konserviertes Fossil genauer angesehen. An diesem zeige sich, dass die Bedecktsamergruppe womöglich generell zuerst unter Wasser gelernt hat zu blühen. Bisher hatte man eher vermutet, dass die Blüte über Wasser mehr Vorteile lieferte und der Evolution der Bedecktsamer eher an Land Vorschub leistete.
Das Team hat nun aber Vertreter der Gattung Montsechia analysiert, die schon vor etwa einem Jahrhundert als Fossil bekannt, aber unzureichend untersucht war. Die Studie an rund 1000 Exemplaren des sehr alten und ursprünglichen Bedecktsamers deuten darauf hin, dass die Pflanze ständig unter Wasser gelebt hat und an diese Bedingungen gut angepasst war. Die Pflanze lebte recht verbreitet schon vor zirka 130 Millionen Jahren, also bereits vergleichsweise kurz nach der vermuteten Entstehung des allerersten Bedecktsamers. Das Zeitfenster für ein Szenario, nach dem sich die Art aus einem terrestrischen Urbedecktsamer zur Wasserpflanze entwickelt hat, wäre für Montsechia extrem klein, meinen Dilcher und Kollegen: Zumindest diese Pflanze, und damit womöglich alle Bedecktsamer, dürfte daher eher von einer wasserlebenden Urform der Blütenpflanzen abstammen.
Die Montsechia-Arten ähneln in mancher Hinsicht den frühen Formen der heute lebenden aquatischen Hornblattgewächse, bei denen Befruchtung und Samenbildung unter Wasser stattfinden. Dies beobachtet man heute sonst bei nur etwa fünf Prozent der Unterwasserbedecktsamer. Womöglich war aber dies die ursprüngliche Methode, spekulieren nun Dilcher und Kollegen. Die Hornblattartigen hatten vor geraumer Zeit schon einmal als vielleicht ursprünglichste Gruppe der Bedecktsamer gezählt, diese Theorie erwies sich jedoch zwischenzeitlich nach Genanalysen und -vergleichen als unwahrscheinlich: Zuletzt galt die heute landlebende Amborella-Verwandtschaft als bester Tipp für einen Urbedecktsamer. Das letzte Wort ist damit aber sicher noch nicht gesprochen, wie die neue Studie zeigt: Vielleicht haben sich Unterwasserarten aus dem Umfeld der Vorfahren von Hornblatt und Seerose gleich zu Anfang der Erfolgsgeschichte der Bedecktsamer schnell in unterschiedliche Richtungen entwickelt.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben