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Würmer in den Augen: Entsteht eine neue Infektionskrankheit?

Zum zweiten Mal in zwei Jahren entdecken Fachleute einen neuen Parasiten beim Menschen: winzige Würmer im Auge. Warum der Wurm gerade jetzt Menschen infiziert, ist unklar.
Das braun-grüne Auge einer Frau in Nahaufnahme

Zum zweiten Mal binnen zwei Jahren ist ein bisher nur von Rindern bekannter Parasit auf Menschen übergesprungen. Eine 68 Jahre alte Frau aus den USA zog vier Exemplare des Wurms Thelazia gulosa aus ihrem Auge, berichtet ein Team um Richard S. Bradbury von den US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention. Vermutlich habe sie sich mit dem Parasiten infiziert, als sie während des Winterurlaubs in Kalifornien durch einen Schwarm Fliegen rannte, so das Team in seinem Artikel in »Clinical Infectious Diseases«. Bereits 2018 hatte eine 26-jährige US-Amerikanerin insgesamt 14 der Würmer aus ihrem Auge gefischt, der erste überhaupt bekannte Fall dieser Infektion bei Menschen. Nach Ansicht der Fachleute deuten die beiden dicht aufeinander folgenden Fälle darauf hin, dass es sich um eine neu auftauchende Infektionskrankheit handeln könnte und der Parasit in Zukunft womöglich regelmäßig bei Menschen auftaucht. Glücklicherweise verursachte der winzige Wurm bei den Betroffenen lediglich eine vorübergehende Bindehautentzündung.

Thelazia gulosa ernährt sich normalerweise von der Tränenflüssigkeit von Rindern. Ihre Larven reifen eine Weile im Darm von Stallfliegen heran, die sich ebenfalls von der Tränenflüssigkeit ernähren und auf diese Weise den Wurm übertragen. Als die beiden Patientinnen medizinische Hilfe suchten, vermuteten die Fachleute zuerst eine Infektion mit einer anderen Thelazia-Art, von der man bereits wusste, dass sie Menschen befällt; die Analyse des Erbguts zeigte jedoch, dass es sich um eine neue Infektion mit dem Rinderparasiten handelte. Warum der Wurm gerade jetzt Menschen befällt, ist unklar; möglicherweise kommt er nun viel häufiger bei Rindern vor und wird deswegen auch leichter auf Menschen übertragen. Die Arbeitsgruppe weist aber darauf hin, dass sich die Würmer bei Menschen wohl normal vermehren können – ein mögliches Zeichen für einen Wirtswechsel.

Obwohl der Parasit vergleichsweise harmlos ist, stehen solche neu auftauchenden Krankheiten für einen Besorgnis erregenden Trend: Immer mehr Infektionskrankheiten treten bei Menschen und Tieren völlig neu auf oder vergrößern ihre Reichweite dramatisch. Aktuelle Beispiele derartiger »emerging infectious diseases« sind Ebola und HIV, aber auch der verheerende Chytridpilz bei Amphibien und die Afrikanische Schweinepest. Ein Verwandter des neu aufgetauchten Parasiten, Thelazia callipaeda, breitet sich derzeit in Europa bei Katzen, Hunden und Menschen aus.

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