News: Entwässerte Moore als Klimagefahr?
Kultivierte Niedermoore tragen stärker als bisher angenommen zum Anstieg der Gehaltes von Treibhausgasen in der Atmosphäre bei. Umfangreiche Messungen belegen die große Bedeutung der entwässerten Niedermoore Norddeutschlands als Quelle des treibhauswirksamen Lachgases. Wiedervernässte Moore können dagegen überraschend große Mengen des Spurengases Methan freisetzen. Langfristig lässt diese Art der schonenden Moornutzung aber einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz erwarten.
Die in Mittel- und Nordeuropa weit verbreiteten und inzwischen fast vollständig für die landwirtschaftliche Nutzung entwässerten Niedermoore wurden bislang als Quellen für Treibhausgase unterschätzt. Als Folge dieser "Kultivierung" vollzieht sich dort ein schneller Abbau großer Kohlenstoff- und Stickstoffvorräte. Ziel eines am Zentrum für Agrarlandschafts- und Landnutzungsforschung (ZALF) in Müncheberg durchgeführten Forschungsprogramms ist es, den Einfluss gegenwärtiger (intensiver) und möglicher zukünftiger (moorschonender) Bewirtschaftungsverfahren auf die Freisetzung der Treibhausgase Methan und Distickstoffoxid (Lachgas) zu erfassen. Messungen auf verschiedenen nordostdeutschen Niedermooren, unter anderem im Rhin-Havelluch, der Friedländer Großen Wiese und der Gumnitzniederung bei Müncheberg zeigten: Stark entwässerte Niedermoore geben in bedeutendem Maße Lachgas ab, binden zugleich aber – wenn auch nur schwach – Methan. Eine Wiedervernässung zum Zwecke des Moorschutzes führte zunächst zu einem genau entgegengesetzten Ergebnis.
Damit ist die Wirklichkeit etwas komplizierter als zunächst vermutet: Gestörte Niedermoore tragen offenbar unabhängig von der Nutzung zur Erhöhung des Spurengasgehaltes in der Atmosphäre bei.
Es gibt aber Hinweise, dass die Freisetzung von Treibhausgasen aus wiedervernässten Niedermooren längerfristig deutlich zurückgehen könnte. Zukünftige Forschungen gelten deshalb der Frage, ob dies tatsächlich so eintritt. Gleichzeitig soll auch das besonders wichtige Treibhausgas Kohlendioxid stärker beachtet werden.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 4.11.1999
"Neue Studie zur globalen Erwärmung"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 5.12.1997
"Treibhausgase aus Seen"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Brennpunkt-Thema vom 14.7.1998
"Viel Wirbel um den anthropogenen Treibhauseffekt"
© Senat der Bundesforschungsanstalten im Geschäftsbereich des BML
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.