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News: Entwarnung für den Monarchfalter?

Pflanzen, die mit eingeschleusten Genen ihre eigene chemische Abwehr produzieren, galten unter Agrarwissenschaftlern als große Hoffnung im ständigen Kampf gegen Schädlinge. Bis die ersten Meldungen kamen, dass die Substanzen nicht nur wie vorgesehen in Stängeln und Blättern auftreten, sondern auch im Pollen und in Wurzelausscheidungen - und womöglich auch Organismen schädigen, für die sie gar nicht gedacht waren. In einem umfassenden Großprojekt haben zahlreiche Wissenschaftler daher nun verschiedene Varianten von transgenem Mais untersucht, der ein Bakteriengift zur Verteidigung produziert. Ihre Ergebnisse geben teilweise Entwarnung.
Ist er nun schädlich oder nicht? Die Rede ist von dem so genannten Bt-Mais, der in seinen Blättern und Stängeln das Gift des Bodenbakteriums Bacillus thuringiensis produziert, um sich so vor den Larven des Maiszünslers (Ostrinia nubilalis) zu schützen. 1999 gerieten die von verschiedenen Firmen hergestellten, gentechnisch veränderten Pflanzen jedoch in Verruf: Wissenschaftler stellten fest, dass auch der Pollen das Gift enthielt und Raupen des Monarchfalters (Danaus plexippus) schädigte, die an davon überpuderten Seidenpflanzen (Asclepiadaceae) – ihrer Leibspeise – fraßen. Dabei sollte das Toxin hochspezifisch nur gegen seine Zielorganismen wirken und keine anderen Lebewesen beeinträchtigen.

In den folgenden Jahren wechselten sich die widersprechende und bestätigende Ergebnisse ab. Während beispielsweise einige Forscher das Gift auch in den Wurzelexsudaten aufspürten und damit Auswirkungen auf die Bodenfauna fürchteten, konnten ihre Kollegen für eine andere Bt-Mais-Variante keinerlei Beeinträchtigungen von Schwalbenschwanz-Raupen nachweisen. In einem groß angelegten Untersuchungsprogramm mit Unterstützung der amerikanischen Environmental Protection Agency wollten Wissenschaftler diese Frage nun endgültig klären.

Die Ergebnisse der zahlreichen Labor- und Feldversuche scheinen Entwarnung zu geben – zumindest die in den USA am häufigsten verwendeten Bt-Mais-Varianten erwiesen sich in den Studien für andere Schmetterlingsarten als ungefährlich. Mit einer Ausnahme allerdings: Das Novartis-Produkt KnockOut sorgte für Probleme. May Berenbaum, Arthur Zangerl und ihre Kollegen von der University of Illinois in Urbana-Champaign platzierten Töpfe mit Pastinak, der Futterpflanze des Schwalbenschwanzes Papilio polyxenes, sowie mit Seidenpflanzen für den Monarchfalter neben einem Bt-Mais-Feld dieser Sorte. Sie wählten verschiedene Abstände von einem halben bis zu sieben Metern. Dann setzten sie Raupen der beiden Schmetterlingsarten auf die Pflanzen und verfolgten deren Wachstum und Entwicklung.

Wie Zangerl berichtet, ging die Zahl der Monarch-Raupen innerhalb der ersten sechs Tage rapide zurück, ohne allerdings einen Zusammenhang zwischen der Todesrate und der Entfernung zu dem Maisfeld zu zeigen. Auch zahlreiche Schwalbenschwanz-Larven starben, ebenfalls ohne Bezug zur Distanz. Die Forscher beobachteten hier aber noch einen weiteren Effekt: Die Wachstumsgeschwindigkeit der Tiere schwankte stark, je nachdem, wo ihre Futterpflanze stand – bei sieben Metern Abstand waren die Raupen dreimal so groß wie ihre Artgenossen, die nur einen halben Meter von den transgenen Pflanzen entfernt aufwuchsen.

Glück im Unglück ist, dass es sich bei dem Novartis-Produkt um eine unter Bauern recht unbeliebte Variante handelt – es macht nur zwei Prozent der jährlichen Anpflanzungen in den USA aus. Der Hersteller Syngenta, ein Tochterunternehmen von Novartis, will KnockOut nun offenbar vom Markt nehmen.

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