Erziehungswissenschaften: Entwicklung von Problembären aufgeklärt?
Braunbär "Bruno" war in Bayern nur ein kurzes Leben beschieden. Laut Aussage des ehemaligen Ministerpräsidenten des Freistaats Edmund Stoiber war er vom sich normal verhaltenden Ursus arctos zum Schad- und schließlich zum Problembären mutiert, weshalb er am 26. Juni 2006 nahe der Rotwand bei Bayrisch Zell niedergestreckt werden musste. Als Schuldige für dieses angeblich abnorme Verhalten "Brunos" galt bislang vor allem seine Mutter, die ihm offensichtlich als negatives Vorbild gedient habe – suchte sie doch selbst gerne die Nähe der Menschen beziehungsweise deren nahrhafter Güter.
Nach Auswertung ihrer Daten lautet das Urteil der Forscher: Freispruch für die alleinerziehenden Bärinnen. Nur in manchen Fällen übernahmen die Sprösslinge die Marotten ihrer Mütter. Weitaus häufiger gaben Fremdbären das schlechte Benehmen vor, oder die Tiere entwickelten das Verhalten unabhängig und aus eigenem Antrieb – etwa weil Menschen zu unvorsichtig mit in die Wildnis gebrachten Schokoriegeln oder anderen Lebensmitteln umgegangen waren und so die Bären konditioniert hatten. Wenn also der sich "normal verhaltende Bär, der im Wald lebt, diesen niemals verlässt und ansonsten ein bis zwei Schafe im Jahr reißt" (Edmund Stoiber), plötzlich eine Verhaltensänderung zeigt, muss keine Sippenhaft vorliegen. (dl)
Schlechte Erziehung durch das Elternhaus greife aber möglicherweise zu kurz, meinen nun Bären-Experten um Jon Beckman von der New Yorker Wildlife Conservation Society – es könnte sich vielmehr um eine Art gesellschaftliches Problem handeln. Die Petzologen studierten 116 Schwarzbären in Kalifornien, die zum Teil nahrungsmittelkonditioniert waren und deshalb gerne Autos oder Hütten knackten – etwa im Yosemite-Nationalpark, wo Schadbärenverhalten an der Tagesordnung ist. Im Fokus standen neben den verwandtschaftlichen Beziehungen von normalen und problembehafteten Ursus americanus vor allem neun Mutter-Kind-Gruppen, die auf ein etwaiges Mülltonnen-Lehrverhalten überwacht wurden.
Nach Auswertung ihrer Daten lautet das Urteil der Forscher: Freispruch für die alleinerziehenden Bärinnen. Nur in manchen Fällen übernahmen die Sprösslinge die Marotten ihrer Mütter. Weitaus häufiger gaben Fremdbären das schlechte Benehmen vor, oder die Tiere entwickelten das Verhalten unabhängig und aus eigenem Antrieb – etwa weil Menschen zu unvorsichtig mit in die Wildnis gebrachten Schokoriegeln oder anderen Lebensmitteln umgegangen waren und so die Bären konditioniert hatten. Wenn also der sich "normal verhaltende Bär, der im Wald lebt, diesen niemals verlässt und ansonsten ein bis zwei Schafe im Jahr reißt" (Edmund Stoiber), plötzlich eine Verhaltensänderung zeigt, muss keine Sippenhaft vorliegen. (dl)
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