Kopfschmerz: Entzündete Nackenmuskeln bei Migränepatienten nachgewiesen
Spannungskopfschmerzen und Migräne gehören zu den häufigsten Kopfschmerzarten. Erstere äußern sich mit leichten bis mäßigen, dumpf drückenden Schmerzen auf beiden Seiten und werden meist mit Stress und Muskelverspannungen in Verbindung gebracht. Migräne geht eher mit starken, pochenden Schmerzen einher, ist in der Regel auf einer Seite des Kopfes schlimmer und verursacht häufig zusätzlich Übelkeit, Sehstörungen und Lichtempfindlichkeit.
Die genauen Ursachen solcher »primären« Kopfschmerzen, die keine Folge einer Kopfverletzung sind oder als Symptom einer anderen Erkrankung auftreten, sind noch nicht ganz geklärt. Obwohl Betroffene von Spannungskopfschmerzen und Migräne häufig auch über Nackenschmerzen klagen, gibt es keine objektiven Biomarker, die auf eine Entzündung oder Reizung der Nackenmuskeln oder des umliegenden Bindegewebes hinweisen.
Ein deutsches Forschungsteam um den Radiologen Nico Sollmann vom Universitätsklinikum Ulm wollte die Beteiligung des Trapezius – des großen, rautenförmigen Muskels im oberen Bereich des Rückens – untersuchen. Dafür wählte es 50 Probandinnen und Probanden aus. 16 litten regelmäßig unter Spannungskopfschmerzen, 12 hatten sowohl Spannungskopfschmerzen als auch Migräne, und die übrigen 22 waren gesund.
Mit Hilfe eines Magnetresonanztomografen (MRT) versuchte das Team, subtile Entzündungen sichtbar zu machen. Die Ergebnisse erschienen 2023 in »The Journal of Headache and Pain«. Wer an einer Kombination von Spannungskopfschmerzen und Migräne litt, wies die stärksten Hinweise auf Entzündungen auf. Je höher die Werte, desto mehr Tage im Monat waren die Versuchspersonen von Kopfschmerzen geplagt und desto eher berichteten sie gleichzeitig von Nackenschmerzen.
Den Forschern zufolge ist dies der erste objektive Nachweis dafür, dass Veränderungen in der Nackenmuskulatur häufig an primären Kopfschmerzen beteiligt sind. Möglicherweise könnten Behandlungen, die dieses Problem angehen, zu einer Schmerzlinderung führen. Therapien, die lokal auf die Nackenmuskulatur abzielen, rufen zudem eventuell weniger Nebenwirkungen hervor als Medikamente, die auf den ganzen Körper wirken. Eine gezielte Behandlung könnte laut den Autoren der Studie die repetitive neuromuskuläre Magnetstimulation (rNMS) sein, ein Verfahren, bei dem mit einer Spule Magnetimpulse erzeugt werden. Diese Impulse stimulieren Nervenzellen und Muskelfasern und kommen bereits zum Beispiel bei der Behandlung von Lähmungen zum Einsatz.
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