Eine nicht rechtzeitig erkannte Blutvergiftung endet häufig tödlich – aber auch wenn die Sepsis diagnostiziert und mit Antibiotika therapiert wird, sterben noch bis zu etwa 40 Prozent der Betroffenen auf der Intensivstation. Rasmus Larsen und seine Kollegen vom Instituto Gulbenkian de Ciência in Portugal hoffen, dass diese Zahl reduziert werden kann – nach ihren Untersuchungen könnte es dabei hilfreich sein, die Menge eines Blut-Zerfallsprodukts zu überwachen und zu senken.
Bei einer Blutvergiftung oder Sepsis gerät eine Infektion durch Bakterien oder Pilzen außer Kontrolle: Die Keime vermehren sich rapide und sorgen schließlich dafür, dass die sonst nur lokalen Entzündungsreaktionen auf den gesamten Körper übergreifen, was letztlich zu einem Multiorganversagen führen kann. Im Lauf des Prozesses werden unter anderem auch rote Blutkörperchen zerstört – sie setzten dann massenhaft Hämoglobin sowie dessen Zentralmolekül, das ringförmige Häm, frei.
Blutvergiftung | Bei einer Sepsis sorgen überall ablaufende lokale Entzündungsprozesse (rechte Seite) im schlimmsten Fall für Gewebezerstörung allerorten und führen schließlich zu einem Multiorganversagen. Die verhängnisvolle Ereigniskette beginnt dabei mit einer Infektion (infection), die zur Zerstörung roter Blutkörperchen (RBC) führt, wodurch Häm-Moleküle freigesetzt werden (hemolysis, Hämolyse). Häm ist toxisch, weshalb unser Körper Methoden zur Entgiftung erfunden hat; zu ihnen gehören etwa Häm abbauende Enzyme wie Hämopexin (HPX). Beim massenhaften Freisetzen des Häms während einer Blutvergiftung versagen die Abwehrmaßnahmen allerdings.
Larsens Team bemerkte nun in Experimenten mit Mäusen, dass die Hämringe den Vergiftungsprozess beschleunigen: Die Moleküle verstärken die Entzündungsprozesse, erhöhen die Zelltodesrate und verschärfen somit die lebensbedrohliche Situation. Dagegen sinkt die Gefahr in Tieren, die über besonders hohe Konzentrationen von Hämoglobin abbauenden Enzymen verfügen. Zudem könne die Injektion des Häm zerstörenden Enzyms Hämopexin bei Sepsis schützen – zumindest bei Mäusen.
Tatsächlich war bei menschlichen Patienten schon beobachtet worden, dass ein Mangel an Hämopexin mit einer erhöhten Sterbewahrscheinlichkeit bei Blutvergiftung einhergeht. Eine Überwachung des Häm-Werts und der enzymatische Abbau von freiem Häm im Blut könnte in der Notfallmedizin vielleicht eingesetzt werden, um die Folgen einer Sepsis rechtzeitig zu begrenzen. (jo)
Quellen
Links im Netz
Lexika
Larsen, R. et al.: A Central Role for Free Heme in the Pathogenesis of Severe Sepsis. In: Science Translational Medicine 2, 51ra71, 2010.
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