Epidemien: Evolution rettet Art vor tödlicher Seuche
Schnelle Evolution sicherte anscheinend der Kleinen Braunen Fledermaus (Myotis lucifugus) das Überleben trotz tödlicher Seuche. Wie eine Arbeitsgruppe um Sarah Gignoux-Wolfsohn von der Rutgers University berichtet, gibt es bei dieser von der Weißnasenkrankheit schwer gebeutelten Art systematische genetische Unterschiede zwischen Überlebenden und Todesopfern. Das deute darauf hin, dass betroffene Fledermauspopulationen äußerst rasch evolvieren und sich so an die tödliche Pilzinfektion anpassen, schreibt das Team in »Molecular Ecology«. Womöglich sei das der Grund, warum die schwer betroffene Art die Krise überhaupt überstand und sich jetzt langsam wieder erholt. Diese sehr schnelle Evolution könne allgemein bei Epidemien mit hoher Sterblichkeit viel häufiger vorkommen als bisher gedacht, vermutet die Arbeitsgruppe.
Die Weißnasenkrankheit, ausgelöst durch den Pilz Pseudogymnoascus destructans, gehört zu den schlimmsten Tierseuchen der Geschichte. Seit sie von Europa nach Nordamerika eingeschleppt wurde, tötete die Krankheit dort Millionen Fledermäuse und brachte mehrere Arten an den Rand des Zusammenbruchs – darunter Myotis lucifugus. Naturschützer rätseln immer noch, wie sie der zerstörerischen Seuche am besten begegnen. Die nun entdeckte schnelle Evolution könne weit reichende Bedeutung für das Management der Krankheit bei vielen Arten haben, berichtet die Arbeitsgruppe. So seien Gegenmaßnahmen womöglich bei bisher wenig betroffenen Populationen mit nur geringer Resistenz effektiver. Außerdem könnte der Befund erklären, warum es mit der Kleinen Braunen Fledermaus trotz nach wie vor grassierender Seuche nun langsam wieder aufwärtsgeht.
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