Epische Reise: Buckelwal durchschwimmt zwei Weltmeere
Buckelwale sind bekannt dafür, ausgedehnte Wanderungen von bis zu 8000 Kilometern zu unternehmen, um von ihren polaren Nahrungsgründen in die Tropen zu schwimmen, wo sie sich fortpflanzen. Ein junges Männchen hat diese Strecke jedoch locker übertroffen und dabei auch gleich noch mehrfach den Ozean gewechselt, wie ein Team um Ekaterina Kalashnikova vom Tanzania Cetaceans Program auf Sansibar überrascht festgestellt hat: Das Tier wurde sowohl vor Kolumbien als auch vor der tansanischen Insel Sansibar nachgewiesen – beides bekannte Regionen, in denen sich Männchen und Weibchen der Art zur Paarung treffen.
Aufmerksame Beobachter hatten die charakteristische Fluke des Bullen auf Bildern ausgemacht, die 2013 im kolumbianischen Golf von Tribugá und 2022 vor der Küste von Fumba auf Sansibar gemacht und auf der Beobachtungsplattform »Happywhale« hochgeladen worden waren. Beide Orte liegen jedoch mehr als 13 000 Kilometer auseinander im Pazifik beziehungsweise im Indischen Ozean. Der Fund bildet damit zugleich den ersten Nachweis eines Buckelwals, der zwischen diesen beiden Weltmeeren wechselte.
Warum er sich auf die lange Reise gemacht hat, ist unklar. Womöglich wich er wachsender Konkurrenz im Südpazifik aus, wo sich die Bestände der Meeressäuger nach dem Abschlachten durch Walfänge erholen. Eventuell folgte er auch Krillschwärmen vom Pazifik in den Atlantik und schließlich in den Indischen Ozean, wo er sich dann wieder auf nach Norden machte.
Diese Route scheint Kalashinkovas Arbeitsgruppe am plausibelsten, denn damit würde der Wal den Meeresströmungen nach Süden im Pazifik und schließlich rund um die Antarktis folgen. Da der Bulle mindestens im Lauf seiner langen Reise geschlechtsreif wurde, vermuten sie zudem den Paarungstrieb als wahrscheinlichste Ursache der Reise, die ihn von den amerikanischen in die afrikanischen Tropen führte. Gesichtet wurde er jedenfalls jedes Mal in der Nähe von Weibchen.
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