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Neurogenetik: Erbanlage für Risikofreudigkeit?

Forscher um James Olson vom Fred-Hutchinson-Krebsforschungszentrum haben ein Gen gefunden, das Mäuse risikofreudig macht. Das Genprodukt, ein Protein namens Neuro-D2, beeinflusst die frühe Entwicklung der Amygdala. Nager mit nur einer Genkopie zeigten weniger Angst als normale Artgenossen.

Die Amygdala ist das Emotionszentrum des Gehirns und spielt eine entscheidende Rolle bei emotional geprägten Erinnerungen, die wir meist stärker verinnerlichen als Erfahrungen unter emotional neutralen Bedingungen. Diese gefühlsgeprägten Erinnerungen nutzen Forscher, um Versuchstiere zu konditionieren: Erhält eine Maus im Zusammenhang mit einem Ton einen leichten Elektroschock, wird sie zukünftig auf Grund des erlebten Schreckens bei jedem weiteren Ton vor Angst erstarren.

Nicht so jedoch die Versuchsnager von Olson und seinen Kollegen: Die Tiere erinnerten sich offenbar überhaupt nicht an die schlechte Erfahrung und zuckten daher keineswegs zurück. In einem weiteren Test, in dem sie zwischen ungesicherten Hochstegen und Wegen mit Seitenwänden wählen sollten, entschieden sie sich rein zufällig – die Gefahr eines Absturzes schien sie nicht zu kümmern. Normale Mäuse bevorzugen dagegen fast ausschließlich die sicheren Pfade mit Wand.

Das Neuro-D2-Protein signalisiert Stammzellen, sich zu Nervenzellen zu entwickeln. Wie die Forscher bei Hirnuntersuchungen an ihren Nagern feststellten, enthielt die Amygdala der Tiere mit nur einer Genkopie weniger Neuronen, und manche Bereiche fehlten ihr sogar ganz. Studien mit Mäusen ganz ohne Neuro-D2 sind nicht möglich, da die Tiere wenige Wochen nach der Geburt sterben.

In weiteren Untersuchungen wollen die Forscher nun klären, welche Rolle das Gen beim Menschen spielt.

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