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News: Erdbeben statt kühne Krieger

Die meisten Archäologen haben Horden seefahrender Krieger für den Fall der legendären Städte Troja und Jericho und ungefähr 40 anderer Städte in der Bronzezeit verantwortlich gemacht. Diese fielen im 12. Jahrhundert vor Christus in die entsprechenden Gegenden ein. Nun ist diese populäre Theorie in Frage gestellt worden. Ein Wissenschaftler verkündete am 11. Dezember auf der Herbsttagung der American Geophysical Union, daß möglicherweise eine andere Macht diese altertümlichen Städte zu Fall gebracht oder sie zumindest für Angriffe verwundbarer gemacht haben könnte: Erdbeben.
Als Amos Nur, Geophysiker in Stanford, vor einigen Jahren mehrere zerstörte Städte aus der Bronzezeit in Griechenland und Israel besuchte, bemerkte er, daß anscheinend Dutzende der Wände und Strukturen gleichzeitig eingestürzt waren und sowohl Menschen als auch Artefakte aus Gold unter sich begraben hatten. „Wir begraben unsere Toten nicht unter Geröll,” sagt Nur. Außerdem, fügt er hinzu, hätten Invasoren niemals kostbare Metalle zurückgelassen.

Da nach Nurs Ansicht die Zerstörung eher auf die Folgen eines Erdbebens zurückzuführen ist, begann er, die seismische Geschichte der Region zu untersuchen. Er zeichnete eine Karte mit allen Erdbeben, die stärker als 6,5 auf der Richterskala waren und seit 1910 die Region ums östliche Mittelmeer getroffen haben. Als er darin die zerstörten Städte eintrug, entdeckte Nur, daß fast alle Städte in der Zone der stärksten Erdbeben des 20. Jahrhunderts lagen. Dies deutet darauf hin, daß gewaltige Beben die Städte zumindest so weit zerstört haben könnten, daß sie eine leichte Beute für feindliche Armeen wurden.

Die Theorie klingt sehr plausibel, sagt Yossi Mart, Archäologe an der Haifa University in Israel. Niemand hatte diese Erklärung für den Untergang der Städte in der Bronzezeit in Betracht gezogen, behauptet Mart, einfach deshalb, weil Archäologen wenig über Geophysik wissen.

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