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Umwelt: Erdbevölkerung wächst schneller als ihr Fußabdruck

Bevölkerungswachstum ist nicht in jedem Fall mit einem vergrößerten ökologischen Fußabdruck verbunden. Das zeigen Daten aus 16 Jahren globaler Entwicklung.
Holztransport in Borneo

Nicht in jedem Fall verschärft offenbar ein Wachstum von Bevölkerung und Wirtschaft die Lage des globalen Ökosystems. Das geht aus Daten der Jahre 1993 bis 2009 hervor, die ein Wissenschaftlerteam nun ausgewertet hat. In diesem Zeitabschnitt wuchs die Erdbevölkerung um 23 Prozent und die Weltwirtschaft um 153 Prozent. Der ökologische Fußabdruck der Menschheit habe sich allerdings nur um neun Prozent vergrößert.

Die internationale Gruppe um Oscar Venter von der University of Northern British Columbia hat dafür zahlreiche Datenquellen ausgewertet und zu Landkarten verarbeitet, die unter wcshumanfootprint.org eingesehen werden können. In die Auswertung flossen beispielsweise Informationen über Landnutzung, Anbauflächen oder Straßenbau ein, aber beispielsweise auch Satellitenbilder, die die Verteilung von elektrischen Lichtern bei Nacht zeigen.

Insgesamt würden die Ergebnisse belegen, dass die Menschheit die natürlichen Ressourcen effizienter nutzen lerne, meinen Venter und Kollegen. Am geringsten wuchs der menschliche Fußabdruck in den reichen Ländern.

Eine globale Kehrtwende hin zu einer umweltverträglichen Weltwirtschaft lässt sich in den Daten nicht ausmachen. So gab es kaum eine Region, in der der Fußabdruck schrumpfte. Am stärksten nahm er in Ländern zu, deren Wirtschaftskraft im unteren Mittelfeld liegt, sowie in den Regionen mit der größten Biodiversität. In beiden Fällen dürften leicht zugängliche natürliche Ressourcen in Beschlag genommen worden sein, die zuvor brachlagen.

Insgesamt stehe es auch immer noch schlecht um den Planeten. Ihre Karten würden zeigen, dass drei Viertel der Erde vom Menschen erheblich verändert worden und dass der Mensch in 97 Prozent der artenreichsten Regionen vorgedrungen sei, berichten die Forscher. "Da ist es kein Wunder, dass es eine Biodiversitätskrise gibt", sagt Koautor James Watson von der University of Queensland und der Wildlife Conservation Society.

Aus den Ergebnissen lasse sich aber auch ablesen, auf welchem Weg das Wirtschaftswachstum vom ökologischen Fußabdruck entkoppelt werden könne: durch Förderung von Urbanisierung, damit noch unbeeinflusste Regionen von menschlicher Infrastruktur verschont bleiben, und durch Förderung "ehrlicher Regierungen, die in der Lage sind, Folgen für die Umwelt zu managen", so Venter. In Ländern, in denen beide Aspekte erfüllt waren, sei der Fußabdruck weniger stark gewachsen als die heimische Wirtschaft.

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