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Bonner Naturschutzkonferenz 2008: Erde verliert Tierleben

Gefangener Orang-Utan
Kurz vor Beginn des Umweltgipfels der Vereinten Nationen in Bonn warnt der WWF in einer Studie vor einem starken Artensterben und der fortschreitenden Ausdünnung von Tierpopulationen. Die biologische Vielfalt unseres Planeten ist von 1970 bis 2005 um 27 Prozent zurückgegangen. Erstmals seit der "Living Planet Index" Mitte der 1970er Jahre erhoben wurde, ist er 2007 nicht weiter gefallen, wie die Umweltorganisation mitteilt.

Rodung in Indonesien | Indonesien hat eine der höchsten Entwaldungsraten weltweit: Der Dschungel weicht zumeist Palmölplantagen, auf denen Erdöl-Ersatz für die Industrieländer wachsen soll. Illegal eingeschlagenes Holz gelangt zudem in die Paier- und Möbelindustrie.
Weltweit wurden 4000 Populationen von fast 1500 unterschiedlichen Arten untersucht. Einzelne Spezies wie die Grüne Meeresschildkröte in Costa Rica oder der Atlantische Lachs in Norwegen konnten sich demnach in den letzten Jahren erholen. Nach wie vor alarmierend seien dagegen die Entwicklungen im asiatisch-pazifischen Raum, wo der Index für Land- und Süßwasserarten seit 1970 um über 70 Prozent gefallen ist. In Europa brach der "Living Planet Index" von 1990 bis 2005 um über 35 Prozent ein – Arten wie der Iberische Luchs oder das Wisent gehören zu den weltweit am stärksten bedrohten Tierarten. Besonders stark betroffene Gruppen bilden die Seevögel (minus 30 Prozent), afrikanische Antilopen (minus 25 Prozent) und Haie, die in nur zehn Jahren Bestandseinbrüche von knapp einem Drittel verkraften mussten.

Überfischung | Bis 2050 könnten die Meere endgültig überfischt worden sein, wenn die Menschheit nicht bald gegensteuert, warnen Forscher. Besonders beliebt und daher bedroht sind vor allem große Raubfische wie der Tun oder Haie.
Den größten ökologischen Fußabdruck (Energie-, Rohstoff- und Landverbrauch) hinterlassen weiterhin die US-Amerikaner, die rund 9,5 Hektar Land pro Einwohner benötigen, um alle ihre Bedürfnisse zu decken. Gefolgt werden sie von den Vereinigten Arabischen Emiraten, Finnland, Kanada, Kuwait und Australien. Deutschland steht im weltweiten Ländervergleich auf Platz 23 mit 4,5 Hektar pro Person. Der globale Mittelwert beträgt 2,23 Hektar, doch für eine nachhaltige Versorgung dürfte jeder Mensch allenfalls 1,8 Hektar "verbrauchen".

Soja und Rinder statt Urwald | Ein zweiter Entwaldungsbrennpunkt ist Brasilien, wo internationale Agrargiganten und lokale Farmer jährlich tausende Quadratkilometer Amazonaswald abbrennen. Der Grund: Soja und Rinder für die Märkte in Europa, den USA und Fernost.
Trotz der gegegnwärtigen "Atempause" – nach jeweils starkem Schwund in den 1980er und 1990er Jahren – sieht der WWF deshalb keine Trendwende im Artenschutz: "Die rasante Entwaldung, die ungebremste Überfischung, der wachsende CO2-Ausstoß und der zunehmende Hunger nach Rohstoffen lassen derzeit wenig Raum für Hoffnung", so Christoph Heinrich in einer Stellungnahme für die Organisation. Die internationale Staatengemeinschaft sei deshalb weit von ihrem Ziel entfernt, den globalen Verlust der biologischen Vielfalt bis 2010 deutlich einzuschränken.

Der WWF fordert deshalb die Staatengemeinschaft auf, in Bonn ein wirksames Programm gegen den Verlust der biologischen Vielfalt zu beschließen, um das Ziel doch noch zu erreichen. Vor allem die Waldverluste von derzeit 13 Millionen Hektar pro Jahr sollten bis 2020 gestoppt werden. (dl)

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