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Klimawandel: Erderwärmung gefährdet Tibet-Bahn

Die weltweit am höchsten gelegene Eisenbahnstrecke – von der chinesischen Stadt Xining in der Provinz Quinghai nach Lhasa in der autonomen Region Tibet – könnte bereits innerhalb weniger Jahre durch steigende Temperaturen in ihrem Bestand gefährdet werden.

Davor warnt der Permafrostexperte Wu Ziwang von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften: In den letzten drei Jahrzehnten seiner Forschungsarbeiten auf dem Tibetischen Hochplateau habe er eine stetige Verkleinerung der Fläche dauergefrorener Böden beobachtet. Das vermehrte Auftauen des ehemaligen Permafrosts hat aber eine zunehmende Instabilität von Infrastruktureinrichtungen wie Straßen oder Eisenbahnen zur Folge. Die Ingenieure versuchen bislang diesen geologischen Problemen durch bauliche Maßnahmen entgegen zu wirken – indem sie etwa die Schienen auf Steindämmen verlegen, um die Böden darunter ausreichend unterkühlt und damit gefroren zu halten.

Ein zweiter Bericht für die Akademie offenbart allerdings, dass bereits seit 1984 die Lufttemperaturen auf dem Hochplateau deutlich gestiegen sind. Laut Prognosen sollen sie zudem bis 2050 um bis zu weitere zwei Grad Celsius zunehmen, was den Auftauprozess weiter beschleunigen und in tiefere Bodenschichten vorantreiben würde. Wu Ziwang rechnet daher schon in spätestens zehn Jahren mit großen Problemen für den Erhalt der Gleisstrecke. Bisherige Schätzungen gingen dagegen bis 2050 von einem sicheren Betrieb der Linie aus.

Die Tibet-Bahn verläuft über weite Strecken in Höhen jenseits von 4000 Metern über dem Meer, ihren höchsten Punkt erreicht sie bei 5072 Metern über dem Meer. Sie soll Tibet näher an den Rest Chinas anbinden und am 1. Juli dieses Jahres regelmäßig verkehren. Von Naturschützern wurde ihr Bau mehrfach wegen zu erwartender Umweltschäden kritisiert. Menschenrechtler befürchten dagegen eine verschärfte kulturelle Hegemonie über die Tibeter, da die Eisenbahn den Zuzug von Chinesen nach Tibet erleichtern wird.

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