Erderwärmung: Island gedenkt verschwundenen Gletschers
Weltweit schwinden die Gletscher: In der Antarktis ebenso wie in der Arktis, im Himalaja wie in den Alpen oder Anden – nur der südasiatische Karakorum bildet eine größere Ausnahme. Auch Island ist davon betroffen, wo am 18. August 2019 des ersten dort seit Menschengedenken verschwundenen Gletschers offiziell gedacht werden soll, wie Wissenschaftler der Rice University ankündigten. Sie wollen zusammen mit dem isländischen Autor Andri Snær Magnason und dem Geologen Oddur Sigurðsson am letzten Standort des vergangenen Okjökull-Gletschers in den Bergen Westislands eine Gedenktafel enthüllen, um zukünftige Generationen an die Eiszunge zu erinnern.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts umfasste der Okjökull eine Fläche von 15 Quadratkilometern, die Eiszunge war bis zu 50 Meter dick. Doch schmolz das Eis bis 2014 auf einen Quadratkilometer Fläche und maximal 15 Meter Dicke zusammen. Das gilt geologisch nicht mehr als Gletscher: Er verlor seinen entsprechenden Status. »In den nächsten 200 Jahren sollen alle unsere Gletscher diesen Weg gehen«, lautet der Text der Plakette auf Isländisch und Englisch: »Dieses Denkmal soll bestätigen, dass wir wissen, was passiert und was getan werden müsste. Nur ihr werdet wissen, ob es uns gelang.« Zudem ist auf der Tafel der Wert von 415 parts per million Kohlendioxid vermerkt – die CO2-Konzentration der Atmosphäre vom Mai 2019. Es ist der höchste Wert, seit Menschen die Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre messen, und wohl auch der höchste seit mehreren Millionen Jahren.
Als Gletscher gelten per Definition Eismassen, die zumindest in ihrem Nährgebiet im Winter mehr Eis aufbauen, als sie im Sommer durch Schmelze verlieren, und sich unter ihrem Eigengewicht in Bewegung setzen. Wenn sich diese Prozesse umkehren und auch im Nährgebiet der Eiszunge der Verlust überwiegt, bezeichnet man das als »Toteis«. Noch weist Island rund 400 aktive Gletscher auf. Von diesen ist der Vatnajökull mit einer Fläche von rund 8100 Quadratkilometern der größte. Seit dem 19. Jahrhundert ist seine Fläche um etwa 300 Quadratkilometer geschrumpft. Neben der Erderwärmung – die Arktis erwärmt sich doppelt so schnell wie andere Erdregionen – spielt hier allerdings auch vulkanische Aktivität eine Rolle: Die darunter verborgenen Vulkane Grímsvötn und Bárdarbunga gehören zu den aktivsten Islands.
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