Direkt zum Inhalt

News: Erfolg durch verräterische Immunzellen

Ein großes Problem gentherapeutischer Verfahren liegt darin, die gesunden Gene in die kranken Zellen zu befördern, ohne daß der Transporter oder die erreichte Zielzelle vom Immunsystem angegriffen wird. Mit Hilfe modifizierter Immunzellen gelang es Wissenschaftlern, nur jene Teile des Verteidigungsmechanismus auszuschalten, die das Virus mit den therapeutischen Genen angreifen würden.
Viren sind in der Gentherapie beliebte Transportvehikel für die gesunde DNA. Mittlerweile wissen Wissenschaftler auch recht gut, wie sie zum Beispiel das Adenovirus unschädlich und für ihre Zwecke nutzbar machen können. Doch leider attackieren cytotoxische T-Zellen des Immunsystems häufig die Zielzellen, in welche das Virus seine Fracht geliefert hat. Wird bei dem Versuch, diese Angriffe zu unterbinden, das gesamte Immunsystem lahmgelegt, ist der Körper schutzlos gegen Krebs und virale Infektionen. Der Immunologe John Mountz und der Virologe Huang-Ge Zhang von der University of Alabama in Birmingham wählten daher einen spezifischeren Weg: Sie bekämpften nur jene T-Zellen, die Zellen mit Adenovirenbefall zerstören (Nature Biotechnology, November 1998).

Einen Verbündeten fanden die Forscher in den Antigen-präsentierenden Zellen. Diese Immunzellen aktivieren normalerweise spezielle cytotoxische T-Zellen, wenn sie mit Adenoviren infiziert sind. Die T-Zellen vermehren sich und bekämpfen die Infektion. Mountz und Zhang versahen die Antigen-präsentierenden Zellen aber mit dem tödlichen Protein FasL. Dadurch wurden die T-Zellen, die für den Kampf gegen Adenoviren spezialisiert waren, von ihren verräterischen Kollegen getötet. Als Folge dessen produzierten Mäuse, die mit Adenoviren und den Antigen-präsentierenden Zellen behandelt wurden, 50 Tage lang ein fremdes Markierungs-Gen – mehr als doppelt so lang wie bei Mäusen, denen nur das Virus injiziert wurde. Und obwohl das Immunsystem dieser Mäuse keine mit Adenoviren infizierten Zellen mehr vernichten konnte, war es weiterhin in der Lage, Infektionen durch andere Viren abzuwehren.

Nach Meinung von Experten demonstriert der Versuch ein Prinzip, das auch auf andere Virentypen übertragen werden kann. Selbst Autoimmunerkrankungen und die Abstoßung von transplantierten Organen könnten später so behandelt werden.

Siehe auch

  • Quellen

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.