Biomechanik : Erfolgreiche Balz mit Tschingderassabumm
Sie sind begnadete Sänger, und in Einzelfällen wie den Spechten kennen wir sie auch als Instrumentalmusiker. Aber was eine Vogelart in den Anden sich einfallen lässt, um den angehimmelten Weibchen zu gefallen, ist sogar für gefiederte Musikanten außergewöhnlich: Das Federkleid selbst wird hier zum Instrument.
Einst brachte der Walzer das Blut in Wallung, dann musste es schon Rock'n'Roll sein, über den die Hip-Hop-Generation inzwischen nur müde lächeln mag. Aber ob beschwingter Dreivierteltakt oder dröhnende 180 beats per minute – Musik ist nach wie vor ein bedeutendes Hilfsmittel bei der Suche nach einem geeigneten Partner. Das gilt nicht nur für den Homo sapiens mit seinen Klängen aus der CD-Konserve, sondern weit mehr im Vogelreich, wo jedes Lied noch Ton für Ton selbst produziert und stolz vorgetragen wird. Mitunter zwitschert und tiriliert es so munter im Wald, dass Mann sich schon etwas einfallen lassen muss, um akustisch überhaupt zur Angebeteten vorzudringen und die gebührende Beachtung zu finden.
Ob der Musikgeschmack der Pipra-Damen beständiger ist als bei der menschlichen Jugend, können die Wissenschaftler derzeit noch nicht sagen. In Anbetracht des kunstvollen Federspiels bleibt dies zu hoffen, denn eines ist sicher: So schnell gibt es keine anderen Instrumente für die kleinen Musiker.
Eine ganz außergewöhnliche Methode dafür hat der Keulenschwingenpipra, den die Wissenschaft mit dem wenig melodiösen Namen Machaeropterus deliciosus versehen hat. Wie Kimberly Bostwick von der Cornell-Universität und Richard Prum von der Yale-Universität herausgefunden haben, sind die Männchen dieser Vogelart konsequente Musiker, die sogar den Stolz eines jeden Vogelherzens in den Dienst ihrer Klänge stellen: das Federkleid.
Betrachtet man die Schwungfedern der Pipras, fällt auf, dass die sekundären inneren Federn vergrößerte Schäfte haben. Zwei von ihnen auf jeder Seite sind sogar hohl und um neunzig Grad verdreht, andere erscheinen verbogen. Durchaus seltsame Veränderungen, die wohl kaum förderlich für das Flugverhalten sein dürften. Und tatsächlich dienen diese Federn auch weniger dem Flug als der Balz: Sie sind die ausgefeiltesten natürlichen Musikinstrumente aller Wirbeltiere.
Um so richtig Eindruck bei den Weibchen zu machen, vollführen die Pipras komplizierte Bewegungen, die erst mit der Hochgeschwindigkeits- Kamera richtig zu analysieren sind. In jeder Strophe schlagen sie zunächst die Flügel zweimal gedreht aneinander – es gibt zwei Tick-Laute von 1,59 Kilohertz mit harmonischen Obertönen. Es folgt ein längeres Ting mit 1,49 Kilohertz plus Obertönen, das durch schnelles Reiben der Flügel aneinander entsteht. Die Oszillation der Instrumentalfedern in Kombination mit der Resonanz in den hohlen Schäften lässt den Vogel dadurch ähnlich wie eine lebendige Violine erklingen. Kein Wunder, wenn die Angebetete da schwach wird.
Ob der Musikgeschmack der Pipra-Damen beständiger ist als bei der menschlichen Jugend, können die Wissenschaftler derzeit noch nicht sagen. In Anbetracht des kunstvollen Federspiels bleibt dies zu hoffen, denn eines ist sicher: So schnell gibt es keine anderen Instrumente für die kleinen Musiker.
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