News: Erfolgreiches Täuschungsmanöver
Möglicherweise greifen die Placebos in dieselben Schaltkreise ein, wie es auch die Opioide, schmerzlindernde Medikamente, tun, spekulieren Wissenschaftler. Bislang lag für diese Hypothese lediglich indirektes Beweismaterial vor: So blieben die Placebos beispielsweise wirkungslos, wenn Substanzen die entsprechenden Schaltungen blockierten, auf welche die Schmerzhemmer gewöhnlich einwirken. Nun gelang es aber um Martin Ingvar vom Karolinska Institute in Stockholm, die Scheinmedikamente direkt bei der Arbeit zuzusehen.
Mithilfe der Positronen-Emissions-Tomographie beobachteten die Forscher die Gehirne von neun Männern, auf deren Handrücken eine 48 Grad Celsius warme Metalloberfläche gedrückt wurde. Anschließend erhielten die Versuchspersonen entweder schmerzstillende Opioide oder reine Placebos gespritzt.
Und der Vergleich der Gehirnmuster beider Versuchsgruppen bestätigte die langgehegte Vermutung der Wissenschaftler: Sowohl die Original-Schmerzmittel als auch die Scheinpräparate verstärkten den Blutfluss in Gehirnbereichen, die reich mit Opioidrezeptoren ausgestattet sind: dem Hirnstamm und dem rostral anterioren cingulären Cortex (ACC). Zudem zeigten jene Probanden, die am stärksten auf die Placebos ansprachen – laut ihrer eigenen Einschätzung der Schmerzminderung auf einer Skala von null bis hundert – im Bereich des rostralen ACC eine höhere Aktivierung durch das Mittel.
Offenbar haben es also auch harmlose Placebos in sich: Obwohl ihnen die entsprechenden Wirkstoffe fehlen, vermögen sie dennoch biochemische Reaktionen in Gang zu setzen. Vermutlich verfügen Menschen, bei denen die Leerpräparate gut anschlagen, über ein effizienteres Opioid-System, spekulieren die Wissenschaftler. Und wie Fabrizio Benedetti von der Università degli Studi di Torino hervorhebt, untermauert die Studie die These, dass der Placebo-Effekt möglicherweise eine Rolle bei allen Schmerzbehandlungen spielt.
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