Klimawandel: Erfolgsprotokoll
1987 unterzeichneten 25 Regierungen und die Kommission der Europäischen Gemeinschaft eine Vereinbarung über Stoffe, die zum Abbau der Ozonschicht führen. Dieses Montrealer Protokoll reduzierte seitdem erfolgreich weltweit den Ausstoß von FCKW und Co, und die Ozonschicht erholt sich offenbar - wenn auch sehr langsam. Doch das Abkommen erreichte weit mehr als das.
Am 28. Juni 1974 beschrieben Mario Molina und Sherwood Rowland, damals beide noch an der Universität von Kalifornien in Irvine, wie Chlor aus Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) zum Abbau der Ozonschicht beiträgt [1]. Und ihre Warnung wurde, trotz anfänglicher Kritik und Skepsis, erstaunlicherweise gehört: Noch vor Entdeckung des Ozonlochs ein Jahrzehnt später, entstanden erste gesetzliche Regelungen, die den Ausstoß der Ozon abbauenden Substanzen reduzieren sollten – und Verbraucher ließen Spraydosen und andere Schuldige freiwillig in den Regalen stehen. So war der Weg bereits geebnet für das Montrealer Protokoll, das 1987 schließlich internationale Regierungsvertreter an einen Tisch brachte, um die Gefahr durch FCKW bestmöglich zu bannen. Molina und Sherwood übrigens erhielten 1995 zusammen mit Paul Crutzen für ihre Forschungsarbeiten rund um den Ozonabbau den Nobelpreis für Chemie.
Ein Erfolgsmodell ...
Seitdem werden tatsächlich weniger der reglementierten FCKW hergestellt, eingesetzt und emittiert – wodurch wie gewünscht ihre Konzentrationen in der Atmosphäre sanken. Und langsam, ganz langsam, so zeigen Messwerte, scheint sich die Ozonschicht zu erholen. Zwar öffnet sich weiterhin Jahr für Jahr das gefürchtete Loch in der Stratosphäre über der Antarktis, und daran wird sich auch so bald nichts ändern – langlebige Substanzen sorgen nun einmal für langfristige Probleme. Doch insgesamt darf man das Montrealer Protokoll sicherlich als erfolgreich bezeichnen.
In der öffentlichen Wahrnehmung ist das Ozonloch inzwischen sogar an den Rand gerückt – in die Schlagzeilen gelangt es nur noch im September, wenn wieder die maximale Ausdehnung erreicht wird. Dafür lesen, hören und sehen wir nun tagtäglich Altes und Neues zum Thema Klimawandel, was Regierungen und Verbraucher tun könnten, um ihn einzudämmen, und was uns droht, wenn das nicht gelingt. Mit dem Kyoto-Protokoll gibt es sogar die entsprechende internationale Vereinbarung, in der ähnlich dem Protokoll von Montreal konkrete Reduktionswerte festgeschrieben sind. Alles in allem aber schrieb Kyoto bislang jedenfalls keine so erfreuliche Geschichte wie sein Cousin von 1987.
... mit zusätzlich positiven Nebeneffekten
Sollte man stattdessen auch hier das Montreal-Protokoll feiern? Den Daten zufolge, die Guus Velders von der niederländischen Umweltbehörde und Kollegen von der amerikanischen Umweltbehörde EPA sowie der NOAA und von DuPont Fluoroproducts auf den Tisch legen, ist die Klimawirkung des Ozon-Abkommens keinesfalls zu vernachlässigen. Schließlich wirken gewisse FCKW selbst als Treibhausgase – ihre Reduktion müsste also auch dem Klimaschutz zugute kommen. Andererseits jedoch wirkt der Abbau der Ozonschicht indirekt kühlend, denn Ozon trägt seinerseits zur Erwärmung der Stratosphärenschichten bei. Was überwiegt?
Die Forscher rechneten drei Szenarien. Im ersten Modell beobachteten sie, wie sich die Lage von 1974 bis 2010 unter momentanen Bedingungen und dem weiteren prognostizierten Sinken der FCKW-Emissionen entwickelt hat und weiter verändern würde. In einem zweiten Ansatz manipulierten die Forscher die Daten so, als ob es die frühe Warnung von 1974 und darauf folgende erste Abkehr von die Ozonschicht schädigenden Stoffe nicht gegeben hätte. Und in der dritten Simulation verzichteten die Wissenschaftler auf die Auswirkungen des Montreal-Protokolls. Sie betrachteten dabei die Effekte auf das Radiative Forcing – ein Maß für die Bilanz zwischen einfallender Sonnenstrahlung und der in den Weltraum abgegebenen langwelligeren Wärmestrahlung [2].
Montreal statt Kyoto fürs Klima?
Und siehe da: Ohne Ozon-Umweltbewusstsein wären wir nun in der Klimaentwicklung schon einige Jahre weiter, erklären die Forscher. Denn die Reduktion der FCKW-Treibhausgase nach der frühen Warnung von 1974 verzögerte ihren Berechnungen zufolge die weltweite Erwärmung, wie sie durch einen entsprechenden Anstieg von Kohlendioxid ausgelöst würde, bereits um bis zu 45 Jahre. Die Einhaltung des Protokolls an sich spendierte weitere bis zu zwölf Jahre.
Bereits 1999 hatten die Unterzeichner des Montreal-Protokolls darüber nachgedacht, durch Anpassung des Abkommens den Klimaschutzeffekt noch weiter zu verstärken – indem beispielsweise manche FCKW noch schneller vom Markt genommen werden sollten als geplant. Auch in der technologischen Entwicklung sehen die Verantwortlichen noch Verbesserungsmöglichkeiten: die Gase effizienter zu nutzen und Restbestände umweltfreundlicher zu vernichten. Angesichts des Gezerres um das Kyoto-Protokoll klingt das fast danach, als würden die Montreal-Staaten das nächste Erfolgskapitel schreiben, bevor das eigentliche Klimaschutzübereinkommen überhaupt die erste Seite aufschlägt.
Ein Erfolgsmodell ...
Seitdem werden tatsächlich weniger der reglementierten FCKW hergestellt, eingesetzt und emittiert – wodurch wie gewünscht ihre Konzentrationen in der Atmosphäre sanken. Und langsam, ganz langsam, so zeigen Messwerte, scheint sich die Ozonschicht zu erholen. Zwar öffnet sich weiterhin Jahr für Jahr das gefürchtete Loch in der Stratosphäre über der Antarktis, und daran wird sich auch so bald nichts ändern – langlebige Substanzen sorgen nun einmal für langfristige Probleme. Doch insgesamt darf man das Montrealer Protokoll sicherlich als erfolgreich bezeichnen.
In der öffentlichen Wahrnehmung ist das Ozonloch inzwischen sogar an den Rand gerückt – in die Schlagzeilen gelangt es nur noch im September, wenn wieder die maximale Ausdehnung erreicht wird. Dafür lesen, hören und sehen wir nun tagtäglich Altes und Neues zum Thema Klimawandel, was Regierungen und Verbraucher tun könnten, um ihn einzudämmen, und was uns droht, wenn das nicht gelingt. Mit dem Kyoto-Protokoll gibt es sogar die entsprechende internationale Vereinbarung, in der ähnlich dem Protokoll von Montreal konkrete Reduktionswerte festgeschrieben sind. Alles in allem aber schrieb Kyoto bislang jedenfalls keine so erfreuliche Geschichte wie sein Cousin von 1987.
... mit zusätzlich positiven Nebeneffekten
Sollte man stattdessen auch hier das Montreal-Protokoll feiern? Den Daten zufolge, die Guus Velders von der niederländischen Umweltbehörde und Kollegen von der amerikanischen Umweltbehörde EPA sowie der NOAA und von DuPont Fluoroproducts auf den Tisch legen, ist die Klimawirkung des Ozon-Abkommens keinesfalls zu vernachlässigen. Schließlich wirken gewisse FCKW selbst als Treibhausgase – ihre Reduktion müsste also auch dem Klimaschutz zugute kommen. Andererseits jedoch wirkt der Abbau der Ozonschicht indirekt kühlend, denn Ozon trägt seinerseits zur Erwärmung der Stratosphärenschichten bei. Was überwiegt?
Die Forscher rechneten drei Szenarien. Im ersten Modell beobachteten sie, wie sich die Lage von 1974 bis 2010 unter momentanen Bedingungen und dem weiteren prognostizierten Sinken der FCKW-Emissionen entwickelt hat und weiter verändern würde. In einem zweiten Ansatz manipulierten die Forscher die Daten so, als ob es die frühe Warnung von 1974 und darauf folgende erste Abkehr von die Ozonschicht schädigenden Stoffe nicht gegeben hätte. Und in der dritten Simulation verzichteten die Wissenschaftler auf die Auswirkungen des Montreal-Protokolls. Sie betrachteten dabei die Effekte auf das Radiative Forcing – ein Maß für die Bilanz zwischen einfallender Sonnenstrahlung und der in den Weltraum abgegebenen langwelligeren Wärmestrahlung [2].
Montreal statt Kyoto fürs Klima?
Und siehe da: Ohne Ozon-Umweltbewusstsein wären wir nun in der Klimaentwicklung schon einige Jahre weiter, erklären die Forscher. Denn die Reduktion der FCKW-Treibhausgase nach der frühen Warnung von 1974 verzögerte ihren Berechnungen zufolge die weltweite Erwärmung, wie sie durch einen entsprechenden Anstieg von Kohlendioxid ausgelöst würde, bereits um bis zu 45 Jahre. Die Einhaltung des Protokolls an sich spendierte weitere bis zu zwölf Jahre.
Bereits 1999 hatten die Unterzeichner des Montreal-Protokolls darüber nachgedacht, durch Anpassung des Abkommens den Klimaschutzeffekt noch weiter zu verstärken – indem beispielsweise manche FCKW noch schneller vom Markt genommen werden sollten als geplant. Auch in der technologischen Entwicklung sehen die Verantwortlichen noch Verbesserungsmöglichkeiten: die Gase effizienter zu nutzen und Restbestände umweltfreundlicher zu vernichten. Angesichts des Gezerres um das Kyoto-Protokoll klingt das fast danach, als würden die Montreal-Staaten das nächste Erfolgskapitel schreiben, bevor das eigentliche Klimaschutzübereinkommen überhaupt die erste Seite aufschlägt.
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