Infektionskrankheiten: Erkältungsviren bilden weit verzweigte Sippe
Die verschiedenen derzeit bekannten Stämme der Rhinoviren, den häufigsten Erregern des gewöhnlichen Schnupfens, sind vielfältig und wandelbar, berichten Stephen Ligget von der University of Maryland und Kollegen. Die Viren tauschen oft Erbgut untereinander aus und mutieren zudem ständig in allen Abschnitten ihres Genoms, ermittelte das Team nach der Erbgutanalyse von 99 unterschiedlichen Rhinovirenstämmen, die weltweit aus Patienten isoliert worden waren. Jemals einen einzigen dauerhaft wirksamen Impfstoff gegen den Schnupfen zu entwickeln sei zum Scheitern verurteilt.
Aus den vergleichenden Genomanalysen schließen Ligget und Co, das die mindestens drei großen Haupttypen der menschliche Rhinoviren – Typ A, B und C – in 15 kleinere Untergruppen fallen, die jeweils aus einer älteren Vorläuferformen entstanden sind. Viele aus Patienten isolierte Virentypen entstanden zudem offensichtlich nach einer Rekombination der Genome verschiedener Stämme, die gleichzeitig eine Zelle infiziert hatten. Das Rhinoviren zu dieser genetische Rekombination fähig sind, war bislang ausgeschlossen worden, scheint aber tatsächlich häufig vorzukommen.
Die Viren verändern sich ohnehin sehr schnell, so die Wissenschaftler weiter. Von einem älteren Referenzstamm unterschieden sich davon abstammende, aus Patienten frisch isolierte Viren beispielsweise in bis zu 800 verschiedenen Mutationen, die in allen Abschnitten des Erbguts auftreten können. Offenbar erschweren die Erreger es dem Immunsystem durch ständige subtile Veränderungen ihrer Proteinhülle erkannt zu werden.
Die Genanalysen belegten im Genom der Rhinoviren erstmals auch typische Sequenzmotive, die auch bei anderen Viren der Großgruppe Picornaviren vorkommen und dazu dienen, bestimmte Virenproteine besonders schnell bauen zu können. Es handelt sich dabei etwa um die Bauanleitung eines großen Vorläuferproteins, das noch während des Entstehens, der Translation am Ribosom, in mehrere kleinere Eiweiße gespalten wird. Zudem dient ein bestimmter Abschnitt im RNA-Genom des Virus dazu, rasch an den richtigen Stellen der Ribosomen zu binden und die Translation einzuleiten. Diese Mechanismen dürften dazu beitragen, dass Rhinoviren sich besonders rasch vermehren können und in Erkälteten daher auch schnell nach einer Infektion Symptome auftreten. Vielleicht hilft diese Entdeckung auch neue Antivirenmittel zu entwickeln, hofft Ligget.
Rhinoviren verantworten die Mehrzahl aller typischen Erkältungen und spielen auch häufig bei Sinusitis, Bronchitis sowie Mittelohr- und Lungenentzündungen und gelegentlich wohl auch bei Asthma eine Rolle. Bislang waren nur ein paar Dutzend Stämme dieser Erreger sequenziert worden. Die relativ harmlosen Rhinoviren und andere Erkältungsviren sind allerdings nicht mit den echten Grippe- oder Influenzaviren zu verwechseln; letztere rufen deutlich schwerere Krankheitssymptome hervor. (jo)
Aus den vergleichenden Genomanalysen schließen Ligget und Co, das die mindestens drei großen Haupttypen der menschliche Rhinoviren – Typ A, B und C – in 15 kleinere Untergruppen fallen, die jeweils aus einer älteren Vorläuferformen entstanden sind. Viele aus Patienten isolierte Virentypen entstanden zudem offensichtlich nach einer Rekombination der Genome verschiedener Stämme, die gleichzeitig eine Zelle infiziert hatten. Das Rhinoviren zu dieser genetische Rekombination fähig sind, war bislang ausgeschlossen worden, scheint aber tatsächlich häufig vorzukommen.
Die Viren verändern sich ohnehin sehr schnell, so die Wissenschaftler weiter. Von einem älteren Referenzstamm unterschieden sich davon abstammende, aus Patienten frisch isolierte Viren beispielsweise in bis zu 800 verschiedenen Mutationen, die in allen Abschnitten des Erbguts auftreten können. Offenbar erschweren die Erreger es dem Immunsystem durch ständige subtile Veränderungen ihrer Proteinhülle erkannt zu werden.
Die Genanalysen belegten im Genom der Rhinoviren erstmals auch typische Sequenzmotive, die auch bei anderen Viren der Großgruppe Picornaviren vorkommen und dazu dienen, bestimmte Virenproteine besonders schnell bauen zu können. Es handelt sich dabei etwa um die Bauanleitung eines großen Vorläuferproteins, das noch während des Entstehens, der Translation am Ribosom, in mehrere kleinere Eiweiße gespalten wird. Zudem dient ein bestimmter Abschnitt im RNA-Genom des Virus dazu, rasch an den richtigen Stellen der Ribosomen zu binden und die Translation einzuleiten. Diese Mechanismen dürften dazu beitragen, dass Rhinoviren sich besonders rasch vermehren können und in Erkälteten daher auch schnell nach einer Infektion Symptome auftreten. Vielleicht hilft diese Entdeckung auch neue Antivirenmittel zu entwickeln, hofft Ligget.
Rhinoviren verantworten die Mehrzahl aller typischen Erkältungen und spielen auch häufig bei Sinusitis, Bronchitis sowie Mittelohr- und Lungenentzündungen und gelegentlich wohl auch bei Asthma eine Rolle. Bislang waren nur ein paar Dutzend Stämme dieser Erreger sequenziert worden. Die relativ harmlosen Rhinoviren und andere Erkältungsviren sind allerdings nicht mit den echten Grippe- oder Influenzaviren zu verwechseln; letztere rufen deutlich schwerere Krankheitssymptome hervor. (jo)
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