Ernährung: Bei Reizdarm hilft oft eine FODMAP-arme Diät
Menschen mit Reizdarmsyndrom leiden häufig unter Blähungen und Bauchschmerzen. Ein Heilmittel gibt es nicht, aber vielfältige Methoden, die Symptome zu lindern. Eine Übersichtsstudie hat nun die Wirksamkeit einer Methode, der Low-FODMAP-Diät, geprüft. Fazit: Rund zwei Drittel der Betroffenen profitierten davon.
Das Reizdarmsyndrom ist mit einer Prävalenz von elf Prozent die verbreitetste Magen-Darm-Erkrankung, schreiben die drei Wissenschaftlerinnen aus Australien in den »Frontiers in Psychiatry«. Eine mögliche Ursache des weitgehend unverstandenen Leidens: so genannte FODMAPs, kurz für fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole (zu Deutsch: vergärbare Mehrfach-, Zweifach-, Einfachzucker und mehrwertige Alkohole). Dazu zählen zum Beispiel Fruktose, Laktose und Zuckerersatzstoffe. Sie stecken in so unterschiedlichen und verbreiteten Nahrungsmitteln wie Milch und Brötchen, Nudeln und Pilzen, Äpfeln und Kaugummis, werden aber von manchen Menschen schlecht verdaut. Die Folge: ein gereizter Darm mit Schmerzen, Blähungen sowie teils Durchfall, teils Verstopfungen.
Die drei Forscherinnen sichteten deshalb Studien, die eine FODMAP-arme Diät mit anderen Therapien verglichen. Bei einer Low-FODMAP-Diät verzichten die Betroffenen vier bis acht Wochen auf alle FODMAP-reichen Lebensmittel. Danach nehmen sie eines nach dem anderen in kleinen Mengen wieder zu sich und protokollieren ihre Ernährung sowie etwaige Symptome in einem Tagebuch. So können sie verträgliche Lebensmittel und Mengen bestimmen und einen personalisierten Ernährungsplan entwickeln. Ein Arzt sollte die Diät begleiten, um Risiken und Nebenwirkungen wie Mangelernährung regelmäßig zu prüfen.
Ergebnis: Eine solche FODMAP-arme Diät linderte die Beschwerden stärker als eine glutenfreie Diät, Probiotika und allgemeine Ernährungsempfehlungen, berichten die Autorinnen. Eine Stunde Hypnotherapie oder zwei Stunden Yoga pro Woche hatten einen ähnlichen Effekt, allerdings lagen hierzu nur zwei Studien vor. Psychologische Interventionen brachten zusätzlich zur Diät keinen Vorteil.
Über die langfristigen Effekte auf das Mikrobiom sagen diese Befunde allerdings nichts aus, räumen die Autorinnen ein. Und auch andere Fragen seien noch ungeklärt, etwa die Rolle psychosozialer Faktoren und weshalb manche Menschen auf bestimmte Behandlungen ansprechen und andere nicht.
Einen Hinweis darauf lieferte dieses Jahr eine weitere Übersichtsstudie, die im »Journal of Affective Disorders« erschienen ist. Demnach leiden Menschen mit Reizdarm häufig auch an Ängsten und Depressionen. Und bei diesen zweifach Betroffenen sei die im Darm lebende Bakteriengemeinschaft – das Mikrobiom – anders zusammengesetzt als bei Reizdarmpatienten ohne psychisches Leiden. Solche Unterschiede im Mikrobiom könnten erklären, warum nicht alle auf dieselbe Therapie ansprechen.
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