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Ernährung: Dunkle Seite der Erdhörnchen enthüllt

Die Nagetiere begnügen sich offensichtlich nicht nur mit Pflanzenkost. Sie sind auch geschickte Jäger, die es auf Fleisch abgesehen haben.
Ein graubraunes Erdhörnchen mit gebeugtem Schwanz rennt mit einer Wühlmaus zwischen den Zähnen davon. Der Boden besteht aus Sand, auf dem einzelne Blätter liegen.
Dieses Erdhörnchen hat fette Beute gemacht – unerwartet für die beobachtenden Wissenschaftler.

Kalifornische Ziesel (Otospermophilus beecheyi) aus der Unterfamilie der Ziesel gelten in der Regel als possierliche Nagetiere, die sich die Backen mit allerlei Sämereien und anderem Pflanzenmaterial vollstopfen. Nur gelegentlich bereichern sie ihren Speiseplan um Insekten oder Eier. Doch eine Studie der Biologin Jennifer Smith von der University of California in Davis und ihres Teams räumt mit dieser Sicht auf: Zu ihrer eigenen Überraschung beobachteten die Wissenschaftler einen intensiven Jagdtrieb und ausgeprägt karnivores Verhalten der Tiere.

Die Arbeitsgruppe führt seit 2012 eine Langzeit-Beobachtungsstudie an den Zieseln durch, die in einem Park im kalifornischen Contra Costa County leben. Doch erst 2024 bemerkten daran beteiligte Studenten das außergewöhnliche Verhalten. Sie berichteten dies an Smith, die das zuerst nicht glauben wollte, sich dann jedoch von einer Videoaufnahme überzeugen ließ. Die Ziesel suchten, jagten und töteten schließlich die Wühlmäuse und fraßen sie am Ende auf. Nach diesen Augen öffnenden Bildern stellte die Arbeitsgruppe das Verhalten regelmäßig fest.

Fotos, Videos und direkte Sichtungen durch die Forscher belegten, dass die lokalen Ziesel unabhängig von Alter oder Geschlecht den Wühlmäusen nachstellten und sie verzehrten: ein Verhalten, das sie zwischen dem 10. Juni und 30. Juli 2024 nachweisen konnten. Am intensivsten wurden die Wühlmäuse in den beiden ersten Juliwochen bejagt. Zu dieser Zeit erreichte deren Bestand einen Höhepunkt, weil der Mäusenachwuchs das Nest verließ, wie Daten der Naturbeobachtungsplattform iNaturalist nahelegen.

Viele Fragen seien allerdings noch offen, schreiben Smith und ihr Team. Sie wollen beispielsweise klären: Wie weit ist dieses Verhalten verbreitet? Handelt es sich nur um ein lokales Phänomen? Zudem sind sie daran interessiert zu erfahren, ob die zusätzliche Fleischnahrung die Fortpflanzungsrate der Ziesel positiv beeinflusst und ob die Tiere das Jagdverhalten an ihren Nachwuchs weitergeben.

Die Erdhörnchen sind ein weiteres Beispiel dafür, dass sich viele Arten flexibler ernähren, als Wissenschaftler bislang angenommen haben. Japanische Forscher hatten etwa beobachtet, wie Eichhörnchen an Knochen kauen. Und kanadische Schneeschuhhasen sind ebenfalls keine reinen Vegetarier. Im Winter laben sie sich regelmäßig an Aas. Die Gründe hierfür sind unterschiedlich: Während die Hasen damit Zeiten des Mangels überbrücken, liefern Knochen wahrscheinlich den stillenden Weibchen dringend benötigte Mineralstoffe.

  • Quellen
Journal of Ethology 10.1007/s10164–024–00832–6, 2024

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