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Ernährung: Pflanzenöle sind wirklich gesünder als Butter

Eine große Studie zeigt: Wer seine Ernährung von tierischen auf pflanzliche Fette umstellt, kann die Gefahr einer kardiovaskulären Erkrankung sowie eines Diabetes Typ II deutlich reduzieren.
Olivenöl in einem herzförmigen Schälchen steht auf einem rustikalen Holztisch
Eine mediterrane Diät mit Olivenöl verringerte bei Risikopatienten mit zuvor schlechtem Blutfettprofil die Wahrscheinlichkeit, an Diabetes Typ II zu erkranken.

Schon länger vermuten Fachleute, dass pflanzliche Speiseöle verschiedenen Krankheiten vorbeugen könnten. Gesättigte Fette tierischer Herkunft gelten dagegen als eher ungesund. Allerdings ist es äußerst schwierig, einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Konsum eines bestimmten Nahrungsmittels und einer Krankheit zu belegen, die meist erst etliche Zeit später auftritt. Auch ist umstritten, ob ein hoher Konsum von Milchprodukten etwa hinsichtlich des metabolischen Syndroms mehr schadet als nützt – oder zumindest einer kohlenhydratreichen Ernährung vorzuziehen ist. Die Studienlage zu den Vorteilen einer Fettversorgung aus pflanzlichen Quellen galt bisher nur als mäßig.

Eine große in »Nature Medicine« veröffentlichte Studie könnte das ändern. In gemeinschaftlichen Forschungsarbeiten des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) mit der schwedischen Chalmers University of Technology sowie Universitäten in Spanien, Dänemark, England und den USA gelang es, mehrere verschiedene Studien so miteinander zu verknüpfen, dass verlässlichere Aussagen möglich sind. Hierfür hat die Arbeitsgruppe um Fabian Eichelmann und Clemens Wittenbecher die Ergebnisse detaillierter Blutfettanalysen bei 113 Personen, die sich einer 16-wöchigen streng kontrollierten Diät unterzogen, kombiniert mit entsprechenden Ergebnissen aus einer weiteren Interventionsstudie sowie mehreren Kohortenstudien. Letztere beobachteten insgesamt mehrere tausend Personen über Zeiträume von bis zu zehn Jahren hinweg bezüglich ihrer Ernährung und des Auftretens von Krankheiten.

Bei einem normalen Blutbild werden lediglich verschiedene Cholesterintypen sowie die Konzentration an Triglyceriden ermittelt. Der Forschungsgruppe reichte dies nicht aus. Sie stützte sich auf eine Analyse von insgesamt 987 verschiedenen Blutfetten (»Lipiden«). Wie sich eine Ernährungsumstellung auf das Profil dieser Blutfette auswirkte, fassten die Fachleute in einer Messgröße namens Multi-Lipid-Score (MLS) zusammen.

Es stellte sich heraus, dass in den Kohortenstudien jene Teilnehmer mit einer hohen Gesamtpunktzahl im MLS (was auf eine pflanzenölfokussierte Ernährung hindeutet) deutlich seltener eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder einen Diabetes Typ II entwickelten. »Ein hoher MLS weist auf ein gesundes Blutfettprofil hin«, erklärt Eichelmann. »Hierzu kann eine starke Zufuhr von pflanzlichen Fetten und eine verringerte Aufnahme von tierischen Fetten beitragen.«

Zwar bestimmen neben der Ernährung auch genetische und epigenetische Faktoren über den Lipidstoffwechsel sowie die Anfälligkeit für das metabolische Syndrom. Personen mit niedrigem MLS profitieren aber sehr wahrscheinlich besonders stark von einer Ernährungsumstellung. Darauf deuteten die Ergebnisse von Risikopatienten in Spanien hin, die man im Rahmen einer anderen Interventionsstudie zu einer Mittelmeerdiät mit erhöhtem Anteil von Olivenöl oder Nüssen motiviert hatte.

Verschiedene Öle, Fette (z.B. Kokosfett) oder auch Nüsse unterscheiden sich nicht nur in ihrem Gehalt an einfach- und mehrfach ungesättigten und gesättigten Fettsäuren, sondern auch in vielen anderen relevanten Inhaltsstoffen; welche sind also geeignet? »Indem man Milchprodukte durch verschiedene Pflanzenöle ersetzt, die einen hohen ungesättigten Fettgehalt aufweisen, lässt sich die Blutfettzusammensetzung positiv beeinflussen«, sagt Clemens Wittenbecher von der Chalmers University of Technology in Schweden. »Dazu zählen zum Beispiel Olivenöl, Rapsöl, Distelöl, Sonnenblumenöl und Avocadoöl.« »Eine Kombination dieser Öle bietet eine vorteilhafte Fettzusammensetzung für die tägliche Ernährung«, bestätigt Fabian Eichelmann und verweist zudem darauf, dass Oliven- und Avocadoöl relativ hitzestabil sind, weshalb sie für das Kochen und Braten am besten nur bei moderaten Temperaturen bevorzugt werden sollten.

  • Quellen
Nature Medicine, 2024, 10.1038/s41591–024–03124–1, 2024

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