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Ernährung: Langes Intervallfasten könnte Teenagern schaden

Intervallfasten gilt als gesund – doch Jugendlichen könnte es schaden. Bei jungen Mäusen zumindest störte eine längere solche Fastenphase die Entwicklung von Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse, was das Diabetesrisiko erhöht.
Ein weißer Teller auf einem Holzuntergrund mit einem rot-weiß karierten Tuch darunter. Auf dem Teller sind Himbeeren, ein Schälchen mit Guacamole, ein Spiegelei mit einem Eigelb in der Mitte und ein kleines Stück Banane arrangiert. Ein Löffel und eine Gabel sind so platziert, dass sie wie Uhrzeiger aussehen, die auf 10:10 Uhr zeigen.
Intervallfasten (auch intermittierendes Fasten genannt) ist eine Ernährungsform, bei der tage- oder stundenweise, also in Intervallen, gefastet wird.

Intervallfasten erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Bei dieser Ernährungsweise wird stunden- oder tageweise auf Nahrung verzichtet – und das über mehrere Wochen oder Monate hinweg. Derartiges intermittierendes Fasten soll den Stoffwechsel anregen und Übergewicht sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen. Studien an Tieren und Menschen haben bereits positive Effekte nachgewiesen. Allerdings war bislang unklar, ob das für jedes Alter gilt. Fachleute vom Helmholtz-Zentrum München fanden nun heraus, dass Intervallfasten die Reifung der Insulin produzierenden Zellen bei jungen Mäusen stört. Die Ergebnisse geben Anlass zur Sorge über mögliche Risiken für Menschen im Teenageralter.

Die Forscherinnen und Forscher um Stephan Herzig ließen junge (zwei Monate), mittelalte (acht Monate) und alte Mäuse (18 Monate) entweder über eine kurze (fünf Wochen) oder lange Periode (zehn Wochen) fasten. Dabei wurden die Tiere alternierend je einen Tag lang nicht gefüttert und erhielten dann an zwei Tagen normales Futter. Eine Vergleichsgruppe durfte nach Belieben fressen.

Das kürzere Intervallfasten erwies sich für alle drei Altersgruppen als vorteilhaft. So war bei sämtlichen Tieren nach fünf Wochen die Glukose- und Insulinsensitivität höher als bei den Kontrollmäusen. Insulinsensitivität beschreibt das Maß, in dem Körperzellen auf Insulin ansprechen und Glukose aus dem Blut aufnehmen. Bei Typ-2-Diabetes kommt es zur Abnahme der Sensitivität, man spricht von einer Insulinresistenz.

Differenzierter sah es nach dem längeren Fastenzeitraum aus: Zwar profitierten auch hier die erwachsenen, also mittelalten und alten Mäuse. Die jugendlichen Nager hingegen hatten keinen Vorteil gegenüber Tieren, die normal weitergegessen hatten. Um dem auf den Grund zu gehen, nahm das Team die Vorgänge in der Bauchspeicheldrüse genauer unter die Lupe. Hier liegen in den so genannten Langerhans-Inseln die Beta-Zellen, die Insulin herstellen und speichern. Bei den jugendlichen Nagern war der Insulinspiegel deutlich erniedrigt, die Zellen produzierten weniger von dem Peptidhormon. Unzureichende Insulinproduktion wird mit Diabetes und einem gestörten Stoffwechsel in Verbindung gebracht.

Intervallfasten stört Zellreifung

Und auch die Anzahl an Beta-Zellen selbst war bei den Mäuse-Teenagern nach dem langen Fasten verringert. Mittels RNA-Sequenzierung ließ sich zudem ein verminderter Reifegrad der Zellen feststellen. »Irgendwann hörten die Zellen in den jugendlichen Mäusen auf, sich zu entwickeln, und produzierten weniger Insulin«, erklärt Peter Weber, einer der beteiligten Forscher in einer Pressemitteilung. Ältere Mäuse, deren Beta-Zellen bereits ausgereift waren, blieben unbeeinflusst.

Um zu prüfen, ob die Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind, verglichen die Experten RNA-Sequenzen aus Bauchspeicheldrüsenzellen von Gesunden und Diabetikern. Das Resultat: Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes sind die Beta-Zellen ebenfalls unreif, sie zeigen ähnliche Muster der Genaktivität wie bei den jungen Mäusen nach dem langen Intervallfasten. »Unsere Studie bestätigt, dass intermittierendes Fasten für Erwachsene vorteilhaft ist, es für Kinder und Jugendliche aber mit Risiken verbunden sein könnte«, sagte Stephan Herzig ebenfalls in einer Pressemeldung.

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