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Ernährung: Vitamin C und E scheinen vor Parkinson zu schützen

Eine gesunde Ernährung mit viel Vitamin C und E könnte das Parkinsonrisiko um etwa ein Drittel senken. Das Auffällige: Normalgewichtige und Kaffeejunkies profitieren kaum davon.
Insbesondere pflanzliche Lebensmittel wie Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und hochwertige pflanzliche Öle sowie Nüsse gelten als reich an Antioxidanzien.

Antioxidanzien aus der Nahrung wird immer wieder eine schützende Wirkung gegen neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson zugeschrieben. Eindeutig belegen lassen sich solche Effekte jedoch kaum, dies könnte nur in langjährigen randomisiert-kontrollierten Studien gelingen – bei Ernährungsfragen ein aussichtsloses Unterfangen. Daher bleiben nur mehr oder weniger gute epidemiologische Daten. Und solche haben, veröffentlicht im Magazin »Neurology«, jüngst auf einen schützenden Effekt von Vitamin C und Vitamin E gegen Morbus Parkinson hingedeutet.

Für das antioxidative Potenzial der Ernährung insgesamt fand die Studie jedoch keinen Zusammenhang mit dem Erkrankungsrisiko. Dies spricht eher für spezifische Effekte der beiden Vitamine als für einen generellen Nutzen von Antioxidanzien.

Ein Team um die Epidemiologin Essi Hantikainen von der Universität in Mailand hat sich die Mühe gemacht, unter Teilnehmern der schwedischen März-Kohorte (Swedish National March Cohort, SNMC) nach Parkinsonerkrankungen zu schauen. Die Kohorte basiert auf einer Aktion der Schwedischen Krebsgesellschaft im Jahr 1997. Die Bewohner von 3600 Städten und Gemeinden wurden aufgefordert, einen 36-seitigen Fragebogen zu ihrem Lebensstil auszufüllen, darunter befanden sich auch 85 Fragen zur Ernährung.

Konkret sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beurteilen, wie häufig sie bestimmte Nahrungsmittel aus einer Liste konsumierten; die wählbare Spanne reichte von niemals oder nur einmal im Monat bis zu siebenmal täglich. Daraus berechnete das Team um Hantikainen den Nährstoff-, Vitamin- und Antioxidanziengehalt.

Aufnahme von Vitamin C, E und Betacarotin ausgewertet

Da es aus anderen Studien Hinweise auf einen Nutzen der Vitamine C und E sowie Betacarotin gab, konzentrierte sich das Team auf diese drei Antioxidanzien sowie auf das gesamte antioxidative Potenzial der Ernährung. Diese »nichtenzymatische antioxidative Kapazität« (NEAC) bestimmte es über Nahrungsmitteltabellen.

Die Forscherinnen und Forscher konnten Angaben zu knapp 44 000 Männern und Frauen auswerten, die zu Beginn noch keinen Morbus Parkinson hatten. Im Lauf einer Nachbeobachtungsdauer von knapp 18 Jahren erkrankten 465 Menschen der untersuchten Gruppe an Parkinson.

Teilten die Epidemiologen die Teilnehmenden entsprechend ihrer Antioxidanzien-Aufnahme in Terzile ein, so differierten die Vitamin-E-Werte um etwa 20 Prozent zwischen den Terzilen mit der höchsten und der niedrigsten Aufnahme, etwa 40 Prozent waren es bezogen auf Vitamin C, 50 Prozent auf Betacarotin sowie auf die NEAC. Teilnehmer mit der höchsten Antioxidanzien-Aufnahme waren tendenziell etwas älter, besser gebildet, nahmen auch häufiger Vitaminsupplemente, aßen öfter Obst und Gemüse, rauchten seltener und konsumierten weniger Milchprodukte als Teilnehmer mit der geringsten Antioxidanzien-Aufnahme.

Parkinson-Inzidenz geringer bei höchster Vitaminaufnahme

Berücksichtigten die Forscherinnen und Forscher solche und weitere Begleitfaktoren, war die Parkinson-Inzidenz sowohl im Terzil mit der höchsten Vitamin-C- als auch im Terzil mit der höchsten Vitamin-E-Aufnahme um 32 Prozent geringer als in den Terzilen mit der jeweils niedrigsten Aufnahme. Menschen, die sowohl bei der Vitamin-C- als auch der Vitamin-E-Aufnahme im oberen Drittel lagen, erkrankten zu 38 Prozent seltener an Parkinson.

Für beide Vitamine hat sich ein Dosiseffekt angedeutet, dieser war bei Vitamin E stärker ausgeprägt als bei Vitamin C. Jenseits von 100 Milligramm Vitamin C aus der Nahrung ergab sich keine weitere Risikoreduktion. Dagegen schien das Parkinsonrisiko fast linear mit einer steigenden Vitamin-E-Dosis zu sinken. Allerdings war die Zahl der Teilnehmer, die hohe Dosen Vitamin E über die Nahrung zu sich nahmen, recht klein, die Dosiseffekte sind also nur bedingt aussagekräftig.

Keinen statistisch belastbaren Zusammenhang fanden die Forscher zwischen der Parkinsonrate und der Aufnahme von Betacarotin oder der NEAC.

Hoher Vitaminkonsum = Marker für gesunden Lebensstil

Weitere Analysen ergaben, dass vor allem Übergewichtige von Vitamin E und C profitierten, nicht aber Normalgewichtige. Auch bei Menschen, die mehr als drei Tassen Kaffee täglich tranken, gab es keinen Zusammenhang mehr zwischen der Vitaminaufnahme und Parkinson. Ein hoher Kaffeekonsum geht bekanntermaßen mit einem reduzierten Parkinsonrisiko einher, möglicherweise überlagert dieser Effekt die Vitaminwirkung.

Wie immer sind die Resultate solcher Studien kritisch zu betrachten: Das Team hat die Teilnehmenden nur einmal befragt, Ernährungs- und Lebensgewohnheiten können sich im Lauf von 18 Jahren aber ändern. Zudem ist ein hoher Vitaminkonsum ein Marker für einen gesunden Lebensstil. Es könnten trotz allerlei Adjustierungen also auch andere Faktoren den Ausschlag für das reduzierte Parkinsonrisiko bei vitaminreicher Ernährung geben.

Dieser Artikel ist zuerst bei der »ÄrzteZeitung« erschienen.

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