Bioakustik: Erschütterungen treiben Würmer tatsächlich aus der Erde
Was nach Anglerlatein oder Bauernregel klingt, ist nun wissenschaftlich als wahr bestätigt worden: Vibrationen sorgen dafür, dass amerikanische Diplocardia-Würmer das Erdreich verlassen und an die Oberfläche kommen.
Tatsächlich erzeugten die Schläge ein auch für nahe stehende Beobachter fühlbares Grummeln des Erdreichs, dessen Intensintät mit wachsender Entfernung zum Epizentrum abnahm. Geofone – sie wandeln Bodenschwingungen in analoge Spannungssignale um und funktionieren ähnlich wie ein Seismometer – zeichneten die entstandenen Schwingungen immerhin noch in zwölf Metern Entfernung auf.
Innerhalb der nächsten ein- bis eineinhalb Minuten krochen dann die Würmer ans Tageslicht und machten einige Zeit lang keine Anstalten wieder in die Tiefe zurückzukehren, nachdem die Forscher ihre Beschallung eingestellt hatten. Fluchttendenzen traten erwartungsgemäß besonders in der Nähe des klopfenden Stocks auf, sie nahmen nach außen hin ab. Je stärker das Signal, desto mehr Würmer trieb es nach oben: Maximal 41 Tiere sammelten Yack und ihre Kollegen während eines Versuchs ein.
Tatsächlich leben in den besten Revieren der humanoiden Sammler in Floridas Sumpfwäldern gleichermaßen zahlreich Ostamerikanische Maulwürfe (Scalopus aquaticus). Und auch hier trieben die Erschütterungen des Forschers Diplocardia mississippiensis an die Oberfläche, doch wurden sie diesmal nicht eingesammelt, sondern nur ihr weiteres Verhalten beobachtet. Obwohl stets Gefahr aus der Luft durch Vögel drohte, mieden es die Würmer nach geraumer Zeit an der gleichen Stelle in die Erde zurückzukehren. Stattdessen krochen sie zehn Minuten bis zu einer Stunde über Land, um an anderer Stelle erst wieder zu verschwinden – wahrscheinlich, um so die Gefahren zu minimieren, durch den Maulwurf gefressen zu werden.
Nach Klärung dieser Hypothese, bleibt nur die Frage, ob auch weitere Lumbriciden so sensibel reagieren wie Diplocardia mississippiensis oder D. floridana. Der in Deutschland heimische Regenwurm Lumbricus terrestris scheint dafür jedenfalls nach bisherigem Kenntnisstand nicht empfänglich zu sein.
In ihrem Versuch beschallten die Forscher um Jayne Yack von der Carlton University in Ottawa den Waldboden frisch abgebrannter Kiefernwälder auf Florida – Areale, die von Regenwurmsammlern gerne aufgesucht werden, wenn sie ihren Fischködern nachstellen [1]. Die Biologen trieben für ihren Versuch eine Holzstange 30 Zentimeter tief in den Boden und klopften anschließend einen Metallgegenstand dagegen. Die entstehenden tiefen Töne von weniger als 500 Hertz sollten die Ringelwürmer aus dem Versteck jagen.
Tatsächlich erzeugten die Schläge ein auch für nahe stehende Beobachter fühlbares Grummeln des Erdreichs, dessen Intensintät mit wachsender Entfernung zum Epizentrum abnahm. Geofone – sie wandeln Bodenschwingungen in analoge Spannungssignale um und funktionieren ähnlich wie ein Seismometer – zeichneten die entstandenen Schwingungen immerhin noch in zwölf Metern Entfernung auf.
Innerhalb der nächsten ein- bis eineinhalb Minuten krochen dann die Würmer ans Tageslicht und machten einige Zeit lang keine Anstalten wieder in die Tiefe zurückzukehren, nachdem die Forscher ihre Beschallung eingestellt hatten. Fluchttendenzen traten erwartungsgemäß besonders in der Nähe des klopfenden Stocks auf, sie nahmen nach außen hin ab. Je stärker das Signal, desto mehr Würmer trieb es nach oben: Maximal 41 Tiere sammelten Yack und ihre Kollegen während eines Versuchs ein.
Was genau in der Natur diesen Wurmreflex auslöst, steht noch zur Debatte: Als Kandidat gilt leichter Regen, dessen Tropfen in einem ähnlichen Frequenzbereich vibrieren. Die Ringelwürmer flöhen dann womöglich vor dem eindringenden Wasser, das ihre Röhren überspülen könnte. Alternativ kommen grabende Räuber wie Maulwürfe in Frage, deren Aktivitäten entsprechend wahrnehmbar schallen. Ken Catanias Studien könnten die Wurmforschung allerdings in einem Aspekt bereits entscheidend voranbringen [2]: Zusammen mit den beiden Wurmbeschallungsveteranen Gary und Audrey Revell testete der Biologe von der Vanderbilt University in Nashville, ob Wurmjäger wie die Revells vielleicht unwissentlich einen notorischen Lumbriciden-Verzehrer wie den Maulwurf imitieren.
Tatsächlich leben in den besten Revieren der humanoiden Sammler in Floridas Sumpfwäldern gleichermaßen zahlreich Ostamerikanische Maulwürfe (Scalopus aquaticus). Und auch hier trieben die Erschütterungen des Forschers Diplocardia mississippiensis an die Oberfläche, doch wurden sie diesmal nicht eingesammelt, sondern nur ihr weiteres Verhalten beobachtet. Obwohl stets Gefahr aus der Luft durch Vögel drohte, mieden es die Würmer nach geraumer Zeit an der gleichen Stelle in die Erde zurückzukehren. Stattdessen krochen sie zehn Minuten bis zu einer Stunde über Land, um an anderer Stelle erst wieder zu verschwinden – wahrscheinlich, um so die Gefahren zu minimieren, durch den Maulwurf gefressen zu werden.
Ein Verhalten, das Catania auch experimentell bestätigen konnte: Er setzte Würmer im Terrarium einem Maulwurf aus – fluchtartig verließen die Individuen den Boden und hangelten sich in Einzelfällen sogar über die Glaswand. Geofone zeigten, dass die grabenden Räuber Frequenzen bis zu 200 Hertz erzeugen, was etwas höher liegt als jene 80 Hertz von Revell, die sich in Teilen aber überlappen. Nachgeahmtes Schlechtwetter bewirkte dagegen nichts: In fünf Versuchen mit heftigen künstlichen Niederschlägen krochen nur insgesamt drei Würmer zutage. Selbst wassergetränkter Boden bereitet ihnen keine Probleme: Catania grub nur vitale Tiere aus.
Nach Klärung dieser Hypothese, bleibt nur die Frage, ob auch weitere Lumbriciden so sensibel reagieren wie Diplocardia mississippiensis oder D. floridana. Der in Deutschland heimische Regenwurm Lumbricus terrestris scheint dafür jedenfalls nach bisherigem Kenntnisstand nicht empfänglich zu sein.
In den südlichen USA machen sich jedenfalls Profi- wie Amateursammler das Verhalten der Diplocardia-Würmer für ihr Anglerglück zunutze, und es existieren sogar regelrechte Wettbewerbe wie das "Sopchoppy Worm Gruntin’ Festival" und eine Weltmeisterschaft in der Disziplin. Dabei sollen möglichst viele Würmer durch ausgefeilte Techniken aus dem Erdreich gelockt werden. Der Weltrekord steht momentan bei 511 Würmern innerhalb von 30 Minuten und wird gehalten von Tom Shufflebotham. Und angeblich wurden auch schon Schildkröten und Möwen beobachtet, die durch regelmäßiges Aufstampfen auf dem Boden mit ihren Füßen ihre Jagdglück verbesserten. Ob dies allerdings nicht bloßes Biologenlatein ist, muss erst noch geklärt werden. (dl)
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