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Great Barrier Reef: Korallenbleiche erstmals in einem kühlem Jahr

Die vierte Korallenbleiche in sieben Jahren kommt zu einer überraschenden Zeit. Eigentlich sollte La Niña das Meer kühl halten - und dennoch ist es wieder zu heiß für die Korallen. Langfristig stellen die immer häufigeren Bleichen das Überleben des Riffs in Frage.
Strahlend weiße Korallenstöcke sind hübsch, aber es ist die Farbe des Todes.

Das Great Barrier Reef vor der Ostküste Australiens, das größte Korallenriff der Welt, ist erneut von einer verheerenden Korallenbleiche betroffen. Es ist nicht nur das vierte solche Ereignis in sieben Jahren, sondern kommt auch zu einem unerwarteten Zeitpunkt. Der Pazifik ist in einer La-Niña-Phase, die eigentlich kühleres Wasser an der Küste Ostaustraliens bringt – Fachleute hatten gehofft, dass sich das Riff dieses Jahr von den Korallenbleichen der letzten Jahre erholen kann. Nach Angaben des Umweltschutzbüros Great Barrier Reef Marine Park Authority, welches das Schutzgebiet überwacht, sind bei Beobachtungen vom Flugzeug aus in allen vier Sektoren des Riffs ausgebleichte Korallen zu sehen. Diese sterben nicht automatisch, doch solche Ereignisse haben erhebliche Auswirkungen auf Wachstum, Fortpflanzung und die Fähigkeit der Organismen, Infektionen zu widerstehen. Wiederholte schwere Korallenbleichen bergen die Gefahr, dass größere Bereiche des Riffs absterben.

Bereits im Dezember 2021 warnten Experten und Expertinnen angesichts hoher Wassertemperaturen vor einer möglichen Korallenbleiche. Die Korallen bleichen aus, weil hohe Wassertemperaturen sie nötigen, die in ihnen lebenden einzelligen Algen auszustoßen. Diese liefern einen wesentlichen Teil ihrer Nahrung, so dass der Verlust ihrer Symbionten sie schwächt, auch wenn die Algen nach einer Weile zurückkehren. Wie schwer wiegend die Korallenbleiche wird, also wie lange sie dauert und wie groß die betroffenen Flächen werden, ist unklar. Viel hängt dabei von den Wassertemperaturen ab. Das australische Amt für Meteorologie geht davon aus, dass das Wasser noch bis Ende April in weiten Bereichen des Riff bis zu 1,5 Grad wärmer sein wird als normal.

Bisher sind die Folgen regional unterschiedlich. Am stärksten betroffen sind Bereiche nahe der Küste im Zentrum des Riffs, wo die Fachleute bereits abgestorbene Korallen registrierten. Im äußersten Norden sowie im Süden ist die Bleiche milder, ein Teil der Riffe hier erscheint nach Angaben der Great Barrier Reef Marine Park Authority bislang völlig gesund. Im Süden sind in den nächsten Wochen außerdem niedrigere Wassertemperaturen vorhergesagt als im restlichen Riff.

Sachkundige führen sowohl die Häufung von Korallenbleichen als auch die bisher beispiellose Bleiche in einem La-Niña-Jahr eindeutig auf den Klimawandel zurück. Australien ist eine der Regionen, in der aktuell die Auswirkungen der globalen Erwärmung am deutlichsten erkennbar sind. So werden marine Hitzewellen, Phasen ungewöhnlich hoher Wassertemperaturen, um den Kontinent derzeit sowohl häufiger als auch länger. Langfristig ist die wohl letzte Hoffnung für das Überleben des Ökosystems, dass Fachleute besonders hitzeresistente Korallen aufspüren und mit ihnen gezielt zerstörte Bereiche der Riffe wiederbesiedeln.

Allerdings ist es nicht nur das warme Wasser, das die Korallen belastet. Schwere Regenfälle und Überschwemmungen auf dem angrenzenden Festland – ebenfalls begünstigt durch den Klimawandel – haben im März große Mengen Sediment, Schad- und Nährstoffe ins Meer gespült. Korallen brauchen klares, relativ nährstoffarmes Wasser, während nährstoffreiche Bedingungen Algen begünstigen, die Riffe überwuchern können.

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