Rückseite des Mondes: Chinesische Raumsonde Chang'e-4 fliegt zum Mond
Die neueste chinesische Raumsonde zur Erkundung unseres Erdtrabanten ist unterwegs: Am Abend des 7. Dezember 2018 brachte eine Trägerrakete vom Typ Langer Marsch 3 die Raumsonde auf den Weg zum Mond. Am 12. Dezember ist das Einschwenken in eine niedrige Umlaufbahn um den Erdtrabanten vorgesehen, um den 3. Januar 2019 soll dann der Höhepunkt der Mission folgen: Die erste Landung auf der Rückseite des Mondes. Das Zielgebiet ist das riesige Südpol-Aitken-Becken mit einem Durchmesser von rund 2500 Kilometern und einer Tiefe von bis zu zwölf Kilometern. Dort soll Chang'e-4 im Von-Karman-Krater niedergehen, der selbst wiederum einen Durchmesser von rund 180 Kilometern aufweist. Chang'e ist der Name einer Mondprinzessin aus der chinesischen Mythologie.
Mit einer Landung auf der Mondrückseite betritt die Volksrepublik China raumfahrttechnisches Neuland, denn noch nie ging eine Raumsonde gezielt in dieser Region des Erdtrabanten nieder. Eine Landung auf der Mondrückseite ist besonders schwierig, da die Masse des Mondes jeden Sicht- und Funkkontakt zur Erde unterbindet. Um dem abzuhelfen, startete die chinesische Raumfahrtbehörde CNSA schon Mitte des Jahres den Satelliten Quequiao (Elsternbrücke), der sich im Umlauf um den Lagrangepunkt L2 im System Erde–Mond befindet. Dort herrscht ein dynamisches Kräftegleichgewicht zwischen den Anziehungskräften des Mondes, der Erde und der Sonne, so dass sich hier ein Satellit ohne großen Aufwand an Raketenschub lange Zeit halten kann. Quequiao befindet sich nicht exakt am L2, sonst würde er von der Erde aus vom Mond verdeckt, sondern umläuft ihn, so dass jederzeit Funkkontakt zur Erde besteht.
Chang'e-4 besteht wie ihre Vorgängerin Chang'e-3, die im Jahr 2013 gestartet wurde, aus einer eigentlichen Landesonde und einem Rover. Letzterer wurde Yutu genannt, Jadehase oder Jadekaninchen. Tatsächlich sind die beiden Sonden die technisch verbesserten Reservegeräte für Chang'e-3, die bei Versagen der ersten Mission zum Einsatz kommen sollten. Die Sondenkombination wiegt beim Aufsetzen auf den Mondboden rund 1200 Kilogramm, der Rover rund 140 Kilogramm. Beide Sonden sind mit zahlreichen wissenschaftlichen Instrumenten zur Erkundung des Mondes ausgestattet, darunter Kameras, Radare und Spektrometer.
Der Landeplatz im Südpol-Aitken-Becken ist aus wissenschaftlicher Sicht äußerst interessant, da sich hier möglicherweise Gesteine aus dem tieferen Inneren des Mondes untersuchen lassen. Der gewaltige Einschlag, der vor mehr als vier Milliarden Jahren das Impaktbecken schuf, förderte Material aus vielen Dutzend Kilometern unterhalb der Mondoberfläche nach oben und lagerte sie im Krater ab. Die Planetenforscher vermuten daher, dass sich im Südpol-Aitken-Becken erstmals Gesteine des Mondmantels untersuchen lassen. Sie können wertvolle Aufschlüsse über die Entstehung und Entwicklung des Mondes in der Frühzeit unseres Sonnensystems liefern.
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