ExoMars: Detailbilder von Schiaparellis Absturzstelle
Am eigentlichen Landeort ist ein diffuser, dunkler Fleck sichtbar, der sich über eine 40 Meter lange und 15 Meter breite Fläche erstreckt. An ihrem rechten Rand zeigt sich ein etwa 2,4 Meter großer schwarzer Fleck; bei ihm handelt es sich um einen Einschlagkrater. Er entstand, als die 300 Kilogramm schwere Landesonde mit einer Geschwindigkeit von mindestens 300 Kilometern pro Stunde auf den Marsboden traf. Sie explodierte dabei, da ihre Treibstofftanks noch fast voll waren. Die ungewöhnliche längliche Struktur rechts oberhalb des Flecks lässt sich bislang noch nicht erklären. Zusätzlich wurde auf den Bildern von MRO auch der Aufschlagort des vorderen Hitzeschilds gefunden, dessen Abwurf planmäßig erfolgt war. Zudem stießen die Bildauswerter auch auf den zwölf Meter großen Fallschirm von Schiaparelli, der noch wie erwartet mit dem hinteren Hitzeschild verbunden war. Letztere sind die einzigen Elemente der ESA-Landesonde, die den Marsboden intakt erreicht haben.
Nach wie vor ist unklar, was zum Absturz von Schiaparelli geführt hat. Die ESA wird in der ersten Novemberhälfte 2016 einen ersten Untersuchungsbericht veröffentlichen. Er baut auf der Auswertung der rund 600 Megabyte Telemetriedaten auf, welche die Landesonde bei ihrem Abstieg zur Marsoberfläche an ihre Muttersonde Trace Gas Orbiter übermittelte. Letztere hat wie geplant ihre vorgesehene Marsumlaufbahn erreicht.
Derzeit ist bereits bekannt, dass die Trennung von Fallschirm und hinterem Hitzeschild gegenüber Schiaparellis Flugplan zu früh erfolgte und dass die Bremstriebwerke für den Endanflug zur Marsoberfläche viel zu kurz in Betrieb waren. Statt wie vorgesehen zwischen 30 und 60 Sekunden lang zu feuern, waren sie nur drei bis vier Sekunden aktiv. Dadurch stürzte der Lander praktisch ungebremst aus einer Höhe zwischen zwei und vier Kilometern ab und schlug mit mehr als 300 Kilometer pro Stunde auf.
Zu den Ursachen für die Abweichungen äußerte Rolf Densing, ESA-Direktor für Missionsbetrieb am Europäischen Raumfahrtkontrollzentrum ESOC in Darmstadt, schon Vermutungen, darunter, dass ein Softwarefehler dafür sorgte, dass die Datenkommunikation zwischen dem Landeradar und dem eigentlichen Bordcomputer nicht richtig funktionierte. Somit wurde der Fallschirm mitsamt hinterem Hitzeschild zu früh abgeworfen, und der Bordcomputer wähnte die Sonde bereits auf der Oberfläche, so dass er die Bordtriebwerke schon nach drei bis vier Sekunden abschaltete. Außerdem gibt es offenbar Hinweise auf einen ungewöhnlichen Ausschlag des Fallschirms, als er noch mit Schiaparelli verbunden war. Dieser könnte die fatale Ereigniskette ausgelöst haben, die zum Ende des Marslanders führte.
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