Bemannte Raumfahrt: Erste Schritte auf dem Mars zumindest virtuell
Der Russe Alexandr Smoleewski und der Italiener Diego Urbina taten am Montag, dem 14. Februar 2011, um 13 Uhr Moskauer Zeit ihre ersten Schritte auf einer simulierten Marsoberfläche. Hinter sich haben die beiden einen mehr als acht Monate dauernden virtuellen Flug zum Mars. Das einmalige Experiment nennt sich Mars500 und wird von der europäischen Weltraumbehörde ESA in Zusammenarbeit mit einem russischen Forschungsinstitut, dem Institute of Biomedical Problems in Moskau, durchgeführt. Simuliert wird eine Mission zum Mars und zurück – und dies in Echtzeit.
Sechs Kandidaten wurden für die virtuelle Marsmission ausgewählt; drei Russen, zwei Europäer und ein Chinese. Abgekapselt in einem fensterlosen Behälter in Moskau startete die sechsköpfige Mannschaft am 3. Juni 2010 auf ihre 520 Tage – also rund eineinhalb Jahre – dauernde Reise. Seither sind die sechs Testpersonen eingesperrt auf begrenztem Raum und einem psychischen und physischen Belastungstest ausgesetzt. Rund acht Monate nach Beginn der Mission erreichte die Besatzung virtuell den Mars. Am 8. Februar 2011 bestiegen drei der sechs Marspioniere ein simuliertes Marslandungsmodul und vier Tage später erfolgte die Landung auf dem Roten Planeten.
Der erste Ausstieg von Smoleewski und Urbina dauerte eine gute Stunde und war für die beiden der bisherige Höhepunkt nach der langen, eintönigen und ereignislosen Hinreise. Zwei weitere simulierte Expeditionen auf dem Roten Planeten werden noch folgen. Bei den virtuellen Marsspaziergängen tragen die Testpersonen russische Orlan-Raumanzüge. Das simulierte Terrain ist mit rotem Sand bedeckt und der Marsoberfläche im Krater Gusev nachgebildet. Dieser Krater, ein alter mit Sedimenten gefüllter Seeboden, dürfte eine Fundgrube für zukünftige Untersuchungen durch Marssonden oder gar den Menschen sein.
Am 18. Februar wagen Smoleewski und der Chinese Wang Yue einen weiteren Ausstieg, und am 22. Februar unternehmen Smoleewski und Urbina den letzten virtuellen Spaziergang auf dem Mars. Während ihres Aufenthalts auf dem Roten Planeten nehmen die Testpersonen das gleiche Essen zu sich wie die Astronauten der russischen Sojus-Raumschiffe. Das Marslandungsmodul kehrt am 23. Februar in die Marsumlaufbahn zurück und dockt am folgenden Tag an das Mutterschiff an. Das große Wiedersehen mit Romain Charles, Alexei Sitew und Sukhrob Kamolow, den drei an Bord des Mutterschiffs verbliebenen Kollegen, findet am 27. Februar statt.
Danach kehrt im Simulator wieder die belastend eintönige Alltäglichkeit ein, bis die sechsköpfige Crew nach weiteren acht Monaten virtuell auf der Erde landet, endlich wieder Tageslicht sieht und frische Luft einatmet. Die Mars500-Mission soll unter möglichst realitätsnahen Bedingungen eine Reise zum Mars simulieren und Aufschluss darüber geben, wie der Mensch eine solche eineinhalb Jahre andauernde Stresssituation gesundheitlich und psychisch übersteht. Zwar fehlt der Effekt der Schwerelosigkeit. Die Studie soll aber die psychologischen und physiologischen Auswirkungen aufzeigen, die das Leben in engsten Raumverhältnissen während langen Zeitperioden auf den Menschen hat. Ob aber in Wirklichkeit je ein Mensch den Mars betreten wird, steht noch in den Sternen.
Rahel Heule
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