Direkt zum Inhalt

Raumfahrt: Erster Auffahrunfall in der Erdumlaufbahn

Am 11. Februar 2009 prallte ein US-Kommunikationssatellit der Iridium-Familie mit der inaktiven russischen Raumsonde Kosmos 2251 zusammen. Damit wurde erstmals in der mehr als fünfzigjährigen Geschichte der Raumfahrt ein aktiver Satellit durch eine Kollision mit Weltraumschrott vollständig zerstört.

Die Kollision ereignete sich 790 Kilometer über dem nördlichen Sibirien. Die Radarweltraumüberwachung des US-Militärs verfolgt seitdem eine große Trümmerwolke, die aus den beiden Satelliten hervorging. Derzeit registriert die Weltraumüberwachung rund 600 Bruchstücke. Da die Fragmente weiter auseinander driften, steigt deren Anzahl jedoch ständig an.

Insgesamt verfolgt das US-Militär derzeit rund 18 000 Objekte auf unterschiedlichen Erdumlaufbahnen. Die untere Grenze der beobachteten Objekte liegt bei einem Durchmesser von zehn Zentimetern. Allerdings gibt es noch sehr viel mehr kleinere Bruchstücke, die bei einer Kollision durchaus ernsthafte Schäden anrichten können. Bei größeren Gegenständen handelt es sich häufig um ausgefallene Satelliten oder ausgebrannte Oberstufen von Trägerraketen.

Ein Iridium-Satellit in der Erdumlaufbahn | Das erste Opfer einer Satellitenkollision im All wurde ein Satellit der Iridium-Familie (Gemälde). Er stieß am 11. Februar 2009 gegen 18:00 Uhr MEZ mit dem russischen Schrottsatelliten Kosmos 2251 zusammen, der schon vor mehr als einem Jahrzehnt ausgefallen war.
Bei der Bahnverfolgung des Weltraumschrotts achten die US-Militärs besonders darauf, ob für bemannte Raumfahrzeuge oder die Internationale Raumstation ISS Kollisionsgefahr besteht. Im Abstand von wenigen Wochen wird die ISS-Besatzung immer wieder angewiesen, durch Zündung der Steuertriebwerke die Bahn der ISS geringfügig zu ändern, damit der fragliche Weltraumschrott die Station in sicherem Abstand passiert. Derzeit stellen die neuentstandenen Trümmerstücke der Satellitenkollision aber keine Gefahr für die Internationale Raumstation dar, die in nur 350 Kilometer Höhe unsere Erde umrundet.

Geringere Priorität bei der Weltraumschrottüberwachung genießt der Schutz von unbemannten Raumfahrzeugen, daher war der Kollisionskurs des Iridium-Satelliten mit Kosmos 2251 nicht rechtzeitig erkannt worden. Sonst wäre es ein Leichtes gewesen, die Kollision durch eine geringe Bahnkorrektur des aktiven Iridium-Satelliten zu vermeiden.

Die russische Weltraumbehörde hätte dagegen nichts mehr unternehmen können, da der im Jahr 1993 gestartete Militärkommunikationssatellit Kosmos 2251 schon vor rund einem Jahrzehnt ausgefallen ist. So bestand keine Möglichkeit, auf seinen Kurs einzuwirken.

Bei dem zerstörten Iridium-Satelliten handelt es sich um ein Mitglied der 95-köpfigen Satellitenfamilie, die im Zeitraum von 1997 bis 2002 gestartet wurde. Die Iridium-Satelliten liefern Hochgeschwindigkeitsinternet und Telefondienste auch in die abgelegensten Regionen unserer Erde ohne jegliche Kommunikationsinfrastruktur.

In den nächsten Tagen und Wochen dürften weitere Details dieser Kollision bekannt werden, da das US-Militär und die Raumfahrtbehörden weltweit diesen Vorgang intensiv untersuchen werden. An der Überwachung des Weltraumschrotts ist auch die Europäische Raumfahrtbehörde ESA beteiligt, der Schwerpunkt dieser Aktivitäten liegt im Europäischen Weltraumkontrollzentrum ESOC in Darmstadt. Schon öfter hatten Mitarbeiter des ESOC in den vergangenen Jahren auf die Gefahr von katastrophalen Satellitenkollisionen hingewiesen. (ta)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.