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Tiefsee: Erstmals Paarung bizarrer Fische gefilmt

Bei Anglerfischen sind die Geschlechterrollen eindeutig verteilt: Er hängt als sexueller Parasit an ihr. Das wurde jetzt erstmals auf Film festgehalten.
Anglerfisch

Er habe noch nie zuvor so etwas gesehen, sagt Ted Pietsch von der University of Washington in Seattle – obwohl er schon sein ganzes Leben Tiefseefische erforsche, so der Wissenschaftler gegenüber »Science«. Denn erstmals ist es gelungen, die bizarren Tiere bei der Paarung zu filmen. Das meiste, was von diesen Fischen bekannt ist, weiß man von toten Tieren, die mit Netzen aus den lichtlosen Weiten jenseits von 500 Metern unter dem Meeresspiegel heraufgeholt wurden. Biologen wissen dadurch, dass die Männchen als kleines Anhängsel zeitlebens mit den Weibchen verbunden sind, um sie mit ihrem Sperma zu befruchten.

Die beiden Tiefseeforscher Kirsten und Joachim Jakobsen filmten an Bord eines Tauchboots vor der Azoreninsel São Jorge, wie das in der Natur bei lebenden Exemplaren aussieht. Sie stießen am Ende eines fünfstündigen Tauchgangs im August 2016 auf das nur 16 Zentimeter große Weibchen der Art Caulophryne jordani, wie Pietsch es identifizierte, veröffentlichten das Video aber erst jetzt. Die beiden Ökologen folgten dem Fächerflosser 25 Minuten lang und filmten das in unseren Augen außerirdisch wirkende Wesen mit den langen Anhängen. Diese dienen dazu, Beute aufzuspüren: Berührt vermeintliche Nahrung die langen Tentakel, drehen sich die Fische blitzartig in die Richtung des Kontakts und verschlucken das Opfer. Zusätzlich setzen Anglerfische auf Biolumineszenz; sie erzeugen selbst Licht, mit dem sie ebenfalls Beute anlocken. Caulophryne jordani nutzt dabei womöglich nicht nur seine »Leuchtangel« am Kopf, sondern emittiert womöglich auch Licht an seinen Anhängen und Flossen.

© Science Magazine
Paarung der Anglerfische

Besonders begeistert waren die Biologen jedoch vom angehängten Männchen, das auf dem Video ebenfalls zu erkennen ist. Trifft ein Männchen auf eine Partnerin, verbeißt es sich in diese und verwächst im Lauf der Zeit fest mit ihr. Dabei zapft es auch ihren Blutstrom an und ernährt sich dadurch. Umgekehrt wird das Weibchen mit Sperma versorgt, wann immer es dieses benötigt – in der Tiefsee ist eben auch die Partnersuche kompliziert. Erstaunt waren die Forscher vor allem von der Flexibilität des Männchens, was sie von Museumsexemplaren her nicht erwartet hätten. Das Tier war zwar fest verbunden, konnte sich aber trotzdem ziemlich agil in jede Richtung bewegen.

Insgesamt wurden bislang rund 160 Anglerfischarten beschrieben, doch dürfte ihre Artenvielfalt weit größer sein. Die Tiefsee ist schließlich schlechter erforscht als so mancher Himmelskörper in unserem Sonnensystem.

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